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1. Geschichte des Mittelalters - S. 69

1854 - Weimar : Böhlau
69 Besonders heilig waren die Eiche, die Linde, die Esche, die Erle, die Haselstaube, der Hollunder, der Rosmarin und das See- blatt, welches in Aegypten und Indien unter dem Namen Lotus ver- ehrt wurde. Ausgedehnter und wichtiger als die Verehrung der Pflanzen war die der Thiere, die ein größeres Bewußtsein des Le- bens zeigen und sich dem Menschen inniger anschließen können. Die Thiere standen in dem Dienst der Götter; auch hatten die Götter öfters sich in eine Thiergestalt verwandelt. Auch mag eine geringere Art der Verehrung gewisser Thiere in der Lehre von der Seelen- wanderung begründet sein, von der wir in unserm Alterthum un- zweideutige Spuren antreffen. Nächst dem Menschenopfer war das des Pferdes das höchste. Alle Götter, Donar ausgenommen, besa- ßen Pferde, und der Held kannte nichts theureres als sein Roß. Einzelne Pferde genossen göttlicher Verehrung, und zwar besonders solche, die den Göttern geweiht waren und in der Nähe ihrer Hei- ligthümer unterhalten wurden. Stiere zogen den fränkischen Königs- wagen und waren dem Fro heilig. Heilig war auch die Kuh, das Rind, der Eber, der Bock, der Bär, Wolf, Fuchs und die Katze. Das Wiesel, das aus klugen Augen schaut, wurde für zauberkundig gehalten und Frauchen angeredet. Wie den Göttern heilige Pferde unterhalten wurden, so geschah dies auch mit anderen Thieren. Auch die wilden Vögel wurden gefüttert. Wie der Bär an der Spitze der wilden Waldthiere, so steht der Aar an der Spitze der Vögel. Doch an Klugheit stand er dem ebenfalls für heilig gehaltenen Na- den nach. Heilig waren die Schwalbe, der Storch, der Bote des Frühlings, der weissagende Kukuk, das Rothkelchen und die Meise. Die Schlangen scheinen durch die Schönheit ihrer Form und die Gefährlichkeit ihres Bisses vor anderen Thieren Scheu und Ehrfurcht erregt zu haben. Schlangen sind gleichsam die Schutzgeister des Menschen, und wenn sie sterben, welkt auch der Mensch dahin. Die geflügelte Schlange, mit einem undeutschen Wort Drache, deutsch Wurm, Lindwurm genannt, ist geizig, neidisch, giftig. Die Dra- chen liegen auf Golde und leuchten davon; das Gold selbst hieß dich- terisch Wurmbett. Dem nahenden Menschen werfen die Drachen Rauch, eine Flamme und Gift aus dem Nachen entgegen. Nur die Helfen vermögen den Kampf mit ihnen zu bestehen. Der Genuß ihres Herzens bringt den Siegern Kunde der Thiersprache; das Be- streichen mit ihrem Blut härtet die Haut gegen alle Verletzungen. Heilig waren den alten Deutschen auch die Käfer. Feierlich holte man den ersten Maikäfer aus dem Walde, wie einen Boten des Frühlings. Den schwedischen Mädchen sagt der auf ihrer Hand um- kriechende Goldkäfer, von welcher Seite der Bräutigam komme. Heilig war endlich auch die Biene, die den Menschen den Honig schenkt, einen Bestandtheil des Göttertrankes. Die Götter und die ihnen nahe stehenden Geister bewohnen den Der Himmel. Himmel, in den auch irdische Geister nach ihrem Tode erhoben wer- den. Vom Himmel steigen die Götter herab zur Erde und vom Himmel aus beschauen sie das Treiben der Menschen. In dem Him- mel, in dem Mittelpunkt der Welt, haben sich die Götter ihre Woh- nung eingerichtet. Zu dieser führt der Regenbogen und die Milch-
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