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1. Geschichte des Mittelalters - S. 107

1854 - Weimar : Böhlau
107 und überwinden; eingedenk des ernsten Wortes: „was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme Schaden an seiner Seele?" Sehnsucht und Entsagung vor allem wurde die christliche Frömmigkeit durch die Verheißung des Himmels. Aus der Idee des einen, alles schaffenden und regierenden Weltgeistcs ging aber auch die Bestimmung des Christenthums zur Weltreligion hervor. Als Wellreligion kündigte das Christenthum sich an; es lehrte den Weltgott, den Schöpfer des Himmels und der Erde; den Vater über alles, was Kinder heißt im Himmel und auf Erden erkennen und anbeten, wies auf den Weltheiland hin, öffnete allen die an Christum glauben und seine Gebote halten würden, einen Himmel. Das Christenthum ist seiner Natur nach als die Religion des Geistes, als Stiftung eines Reiches, welches nicht ist von die- ser Welt, an keine Art von äußerlichen irdischen Formen nothwen- dig gebunden. Es kann daher unter den verschiedensten Verfassungs- formen und Einrichtungen, insofern dieselben nichts Unsittliches ent- halten, friedlichen Eingang finden und sich an dieselben anschließen. Aber es mußte in Kampf gerathen mit allem ungöttlichem Wesen in der Menschheit. Darauf weiset jener Ausspruch Christi hin: „daß er nicht gekommen sei, Frieden zu stiften auf Erden, sondern das Schwert," das Schwert des Geistes, und die Geschichte hat in den Wirkungen des Christenthums die Erfüllung dieses göttlichen Ausspruchs gezeigt. Da die Aufnahme in die Gemeinschaft der Christen durch die Die Sitten Taufe gewöhnlich erst in reiferem Alter erfolgte, und da dieser usdienstä' Schritt viele Gefahren drohte und manche Entbehrungen auferlegte, Abfassung?» so kann man annehmen, daß die meisten Christen ihrer Religion Kirche, mit Ueberzeugung ergeben waren. Einige freilich wurden durch die Wohlthätigkeit der Christen, andere durch die abergläubische Vor- stellung von einer magischen Sündenreinigung durch die Taufe zum Uebertritt angelockt. Im allgemeinen zeugten die Sitten der Chri- sten für die Trefflichkeit ihres Glaubens. Ihre thätige Bruderliebe, ihre Sorge für Arme und Kranke, ihr stilles, mäßiges Leben, ihre gewissenhafte Erfüllung der bürgerlichen Pflichten stellten ihren Wan- del in starken Gegensatz mit der in jener Zeit tief verderbten Heiden- welt. Die christliche Religion lehrte die Gleichheit der Herrn und Knechte vor Gott und wirkte dadurch auf die Abschaffung der Skla- verei hin. Einzelne Christen legten sich die strengste Enthaltsamkeit auf, blieben unverheirathet und widmeten sich nur religiösen Be- trachtungen. Man nannte sie Asceten. Die Lebensansichl der Asceten artete später bis zu einer verderblichen, finstern Wellverach- tung aus, welche selbst erlaubte Genüsse verschmähte. Die Christen kamen häufig zusammen, um sich durch gemein- schaftliche Andacht im Glauben und zur Erfüllung ihrer Pflichten zu stärken. Der Gottesdienst war sehr einfach. Es wurde ein Stück aus der Bibel vorgelesen, der Vorsteher der Gemeinde hielt eine Ermahnungsrede und dann folgte ein stilles Gebet. Die Feier des Abendmahls war anfangs mit gemeinschaftlichen Mahlzeiten, Liebesmahle genannt, verbunden. Versammlungen wurden beson-
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