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1. Geschichte des Mittelalters - S. 121

1854 - Weimar : Böhlau
121 der angesehensten italienischen Gutsbesitzer und zugleich einer der rechtlichsten, gebildetsten und erfahrensten Geschäftsmänner seiner Zeit, wurde zu den höchsten Staatswürden befördert. Im Jahre 500 machte der König eine Reise nach Rom und hielt daselbst ei- nen Triumph. Senat und Volk, Papst und Geistlichkeit kamen ihm im feierlichen Zuge entgegen. Er verweilte ein halbes Jahr in Rom, stellte den alten Gebrauch der Getraidespenden wieder her, veranstaltete circensische Spiele, machte aber auch Kunstwerke, Pa- läste, Kirchen und Wasserleitungen zum Gegenstände seiner Fürsorge und setzte große Summen zur Herstellung des Verfallenen und Zer- störten aus. Theodorich fragte nach allem und war in allen Din- gen thätig. Während der drei und dreißig Jahre seiner Regierung blühten Ackerbau, Handel und Gewerbe, die fast erstorben waren, fröhlich wieder auf. Die Ostgothen eigneten sich einen großen Theil der römischen Bildung und Sitte an. Leider nahmen aber die Ost- gothen in Italien und die in andern römischen Ländern angesiedel- ten Deutschen mit den römischen Sitten auch römische Vorstellun- gen an; mit den römischen Sitten und Verwaltungsformen verbrei- tete sich auch die Verdorbenheit der Römer. Die Vorstellung, daß selbst den schlechten Kaisern ein göttlicher Rang zukomme, ging auch zu den deutschen Völkern über und wirkte auf deren Ansicht vom Königthum ein. Auch die Hierarchie, die spätern römischen Be- griffe von Rang und Adel und die in den letzten Jahrhunderten entstandene Verschiedenheit der Städte-Verfassungen vererbten sich auf die neuen germanischen Staaten. Von der besten Seite zeigt sich Theodorich's Staatsklugheit und Milde in seinem Verhalten zu dem Glauben seiner Untertha- nen. Obgleich Arianer, wie die Ostgothen überhaupt, stellte Theo- dorich doch den katholischen Cassiodor an die Spitze der Regie- rung, bediente sich des rechtgläubigen Bischofs Epiphanius zu wich- tigen Unterhandlungen, drang der katholischen Kirche nie einen Bi- schof auf, mischte sich in ihre Kirchenangelegenheiten nur so weit, als es durchaus nöthig war, traf keine Maßregel, um Italiener zum Abfall von ihrem Glauben zu bewegen, und zog diejenigen Gothen, welche dem ihrigen untreu wurden, nicht zur Rechenschaft. Auch die Juden nahm er gegen Verfolgungen in Schutz. Nur kurz vor seinem Ende sehen wir den trefflichen Mann von der Milde, die seine ganze Regierung auszeichnet, abweichen. Die erste Veranlas- sung ging von Constantinopel aus. Hier ergriff nämlich 523 die Regierung unter Kaiser Justin I. die härtesten Verfolgungsmaßre- geln gegen die Arianer. Theodorich, der darin einen mittelbaren Angriff auf sich selbst und seine Glaubensgenossen, so wie eine Aufregung der Italiener gegen die Gothen sah, schickte eine Ge- sandtschaft nach Constantinopel, an deren Spitze er den römischen Papst Johannes stellte. Seine Verwendung wurde in Constanti- nopel zurückgewiesen, dagegen Johannes persönlich sehr freundlich und ehrenvoll aufgenommen. Dies erregte Mißtrauen bei Theodo- rich, und Johannes ward deshalb nach seiner Rückkehr in den Ker- ker geworfen. Einmal zum Mißtrauen gereizt, lieh Theodorich ei- ner Anklage sein Ohr, daß ein römischer Senator, Albinus, einen geheimen Briefwechsel mit dem Kaiser Justin unterhalte. Theodo-
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