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1. Geschichte des Mittelalters - S. 139

1854 - Weimar : Böhlau
139 vigild war der erste König, der außer einigen den Griechen gehö- renden Seestädten über die ganze pyrenäische Halbinsel herrschte. Dieser kräftige König hat das königliche Ansehen gehoben, wie kein König der Westgothen nach ihm. Unter beständigen Unruhen im eigenen Lande und von zahlreichen Feinden umgeben und angegrif- fen, ging er doch siegreich aus jedem Kampfe hervor. Freilich find die Mittel, durch welche er seine Zwecke erreichte, nicht immer die besten gewesen. Grausamkeit, List, Bestechungen, Meineid wurden angewendet, wo die Gewalt der Waffen nicht ausreichte. Die Ver- folgung der Katholiken, die ihm vorgeworfen wird, schien ihm noth- wendig, um dieselben durch Schrecken von Aufständen abzuhalten und durch Einheit der Religion die Ruhe im Lande zu sichern. Mit Leovigild schließt auch die Reihe der arianischen Könige in Spanien. Sein Sohn und Nachfolger Neceared I. (586 — 601) nahm den katholischen Glauben an, und viele Westgothen folgten seinem Beispiel. Neccared richtete seine Sorge besonders auf die kirchlichen Einrichtungen, auf Gesetzgebung und Rechtspflege. Er hob das Verbot der Ehen zwischen Westgothen und Römern auf und ließ beide Völker nach demselben Rechte richten, indem er für beide ein gemeinschaftliches Gesetzbuch gab. Die Gothen und die früheren Bewohner des Landes verschmolzen immer mehr mit ein- ander, und die Volksthümlichkeit und Sprache der Westgothen wurde durch die römische verdrängt. Die lateinische Sprache wurde Hof-, Geschäfts- und Schriftsprache und die gothische erhielt sich nur im Volke. Wenn auch die germanische Verfassung des Reiches blieb, so wurden doch die Aemter mit römischen Namen benannt. Necca- red war der erste gothische König, der sich krönen und salben ließ, wodurch die höhere Geistlichkeit bedeutenden Einfluß erhielt. Ein trefflicher König war Sisebut (612 — 620), welcher es durch glückliche Kriege gegen die Griechen dahin brachte, daß diese alle Besitzungen in Spanien längs der Küste des mittelländischen Meeres aufgaben und nur einige Städte am atlantischen Ocean, in dem jetzigen Algarbe behielten. Sisebut war mild und menschen- freundlich gegen seine Unterthanen und selbst gegen seine besiegten Feinde, aus Religionseifer ein grausamer Verfolger der zahlreichen Juden, im Kriege ein tapferer Held, im Frieden ein kräftiger be- glückender Regent und ein Freund der Wissenschaften und Künste.— Die gänzliche Vertreibung der Griechen aus Spanien erreichte der König Suintila 624. — Als zwei tüchtige Könige sind ferner Chindasuinth (641 — 652) und dessen Sohn Reccesuinth (649 — 672) zu nennen. Chindasuinth war schon bejahrt, als er 641 zum König gewählt wurde. Das Reich war durch Parteiun- gen der Großen und Geistlichen gespalten und das Land von schreck- licher Hungersnoth und ansteckenden Krankheiten heimgesucht. Chin- dasuinth hob das königliche Ansehen durch strenge Bestrafung der Empörer und durch strenge Verordnungen. Zugleich lebte er in großer Frömmigkeit und erwarb sich die Liebe des Volkes, das nun im Frieden die Früchte seines Wohlstandes genoß. Auch war Chindasuinth ein Freund der Wissenschaften und Künste. Er er- nannte 649 seinen Sohn Reccesuinth zum Mitregenten und über- ließ diesem ganz die Regierung. Das erregte bei den ehrgeizigen
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