1854 -
Weimar
: Böhlau
- Autor: Zeiß, Gustav
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt: Zeit: Mittelalter
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Chlodwig.
Die Grün:
düng des
Franken-
reichs.
Alle allgemeinen Angelegenheiten waren dem König vorbehalten,
der sie mit dem Rath der ihn umgebenden Männer erledigte. Be-
stand auch schon in dieser Zeit die Sitte, daß alljährlich im Früh-
jahr das Heer sich vor dem König versammelte, so geschah dieses
doch auf Geheiß desselben.
So steht der salische König da, im Besitz einer Gewalt und
Macht, die dem kräftigen Manne die Mittel zu großartiger Thä-
tigkeit gewährte. In den königlichen Fiscus floß die Abgabe der
steuerpflichtigen Römer, ferner die Einkünfte der königlichen Güter,
die Friedensgelder oder was sonst an Bußen dem Könige zufallen
mochte, endlich der Ertrag freiwilliger Gaben, wie sie alle Deut-
schen ihren Fürsten darbrachten. In der Ausbildung eines solchen
Königthums lag die Möglichkeit zu der Gründung eines großen
Reiches und der dadurch veranlaßten weiteren Entwickelung aller
politischen Verhältnisse.
Ob zur Zeit der Aufzeichnung des salischen Gesetzes ein Kö-
nig den ganzen Stamm beherrschte, ist aus dem Gesetz nicht zu ent-
nehmen. Doch ist es wahrscheinlich, und der König Klodio scheint
alle Franken unter seinem Scepter vereinigt zu haben. Auch war
es wohl das Geschlecht der Merowinger, welches damals schon
das Recht zur königlichen Würde hatte. Die Sage führt dasselbe
auf einen König Merovech zurück, den sie später als Klodio setzt.
In der zweiten Hälfte des fünften Jahrhunderts herrschte über die
salischen Franken Childerich, der seine Burg zu Tournay hatte.
Unter ihm stehen die Franken noch mit den Römern in mannig-
facher Verbindung. Eine alte Ueberlieferung sagt, daß Aegidius,
der die sinkende Römermacht in Gallien vertrat und mit dem Chil-
derich verbunden war, acht Jahre lang über die salischen Franken
geherrscht habe und erst dann vertrieben worden sei, als er durch
Steuern den Freiheitssinn des Volkes verletzte.
Der Nachfolger des Königs Childerich war sein Sohn Chlod-
wig, kurz nach dem Jahre 480. Damals hatte der letzte Kaiser
des weströmischen Reiches dem deutschen König Odoaker in Italien
Platz gemacht, und in allen Provinzen des Westreichs hatten sich
deutsche Völker oder Abtheilungen deutscher Heere niedergelassen.
Im Westen und Süden waren die alten Grenzen deutschen Landes
überschritten, und während einige Stämme in den ferneren Pro-
vinzen neue Reiche gründeten, breiteten andere sich langsam aus
und erweiterten dauernd die Grenzen deutscher Bevölkerung. War
dies früher von den Saliern geschehen, so thaten dasselbe jetzt in
anderen Gegenden auch andere fränkische Völkerschaften. Die Rhein-
städte fallen in ihre Hände, und Köln wird der Hauptsitz eines
Stammes, welcher von seinen Sitzen an dem Uferlande den Na-
men Riparii oder Ripuarii erhalten hat. Sie scheinen sich west-
wärts bis zur Maas ausgedehnt zu haben. Auch das Moselland
wurde von den Franken eingenommen. Sie besetzten auch weitere
Striche gegen Süden, wo sie den Alemannen und Burgundern be-
gegneten. So weit die Lande um Maas, Mosel und Saar deutsch
geworden sind, ist es durch fränkische Bevölkerung geschehen. Nur
in dem nördlichen Gebiet der Maas berührten sich die rheinfränki-