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1. Geschichte des Mittelalters - S. 189

1854 - Weimar : Böhlau
189 ten. Als aber Karl selbst erschien und das Land verheeren ließ, mußte Arighis Karls Oberhoheit anerkennen. In Rom empfing Karl die Gesandten des Herzogs Thassilo von Baiern, welche nach Rom gekommen waren, um durch Vermittelung des Papstes für ihren Herrn Verzeihung von dem König zu erlangen. Karl hatte viele Ursachen dem Thassilo zu zürnen, besonders warf er ihm vor, daß er die Heeresfolge nicht leiste, obgleich Thassilo sein Heer- selbst bedurfte, weil die Awaren stets an seinen Grenzen streif- ten. Die Gesandtschaft hatte nicht den gewünschten Erfolg, son- dern Karl forderte im Sommer 787 den Herzog vor eine nach Worms berufene Reichsversammlung. Als der Herzog nicht er- schien, setzten sich drei Heere gegen Baiern in Bewegung, das eine, von Karl selbst geführt, durch Alemannien in der Richtung nach Augsburg, das andere, aus Ostfranken, Thüringern und Sachsen bestehend, von Norden nach der Donau zu, das dritte, unter Karls Sohne Pipin, von Italien her, das Etschthal herauf gegen das Herz des Landes. Thassilo, überrascht und rathlos, unterwarf sich und stellte seine Söhne als Geiseln. Aber schon 788 wurde er vor die Reichsversammlung zu Ingelheim bei Mainz gefordert, um sich wegen neuer Anschuldigungen zu rechtfertigen. Da es ihm nicht gelang, so wurde er zum Tode verurtheilt, die Strafe aber von Karl dahin gemildert, daß sich Thassilo mit den Seinigen in ein Kloster begeben solle. Baiern wurde in Gaue eingetheilt und die- sen Grafen vorgesetzt. Im Jahre 789 unternahm Karl zur Sicherung der Ostgrenze des Reiches einen Zug gegen das slawische Volk der Milzen, wel- ches jenseits der Elbe in der späteren Mark Brandenburg wohnte. Er schloß gegen dasselbe einen Bund mit einer anderen slawischen Völkerschaft, den im jetzigen Mecklenburg wohnenden Obotriten; auch vereinigte er Friesen und Sachsen mit seinen fränkischen Trup- pen. Karl demüthigte die Milzen und zwang sie ihm Geiseln zu stellen und Geschenke darzubringen. Von 791 bis 798 bekriegte Karl die Awaren in sieben Feld- zügen, welche theils von ihm selbst, theils von seinen Generalen unternommen wurden. Die Awaren wohnten östlich von den Baiern im heutigen Ungarn und Oestreich (S. 129) und suchten die be- nachbarten Völker mit ihren verheerenden Raubzügen heim. Sie hat- ten ihr Land, das schon von Natur an vielen Stellen unzugänglich war, durch Hecken und Gräben noch mehr befestigt und in demsel- den neun Ringe oder Umpfählungen angelegt, in welchen ihre Woh- nungen so vertheilt waren, daß der Klang der Trompete von der einen bis zur andern reichte. Einer Heeresabtheilung, welche Karls Sohn Pipin von Italien aus gegen die Awaren führte, gelang es, das befestigte Lager des awarischen Chans oder den Hauptring zu erstürmen und daselbst eine unermeßliche Beute zu machen, welche die Awaren nach und nach aus den civilistrten Ländern zusammenge- bracht hatten. Es soll durch diese reiche Beute der Werth des Goldes und Silbers im Frankenreiche herabgedrückt worden sein. Ein Theil der Awaren wurde unterworfen und zum Christenthum genöthigt. Einzelne awarische Fürsten kamen an den fränkischen Hof, leisteten Huldigung und ließen sich taufen; aber im Ganzen
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