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1. Geschichte des Mittelalters - S. 196

1854 - Weimar : Böhlau
196 Karls Sorge für den Ver- kehr, den Ak- kerbau, den Handel und die Gewerbe. Bauten. grafen begannen mit der Veröffentlichung des kaiserlichen Schrei- bens über ihre Ernennung, erließen Edicte an die Grafen und das Volk, erwählten glaubwürdige Männer, die sie über den öffentli- chen Zustand befragten, und beriefen zur weiteren Berathung und Untersuchung große Landtage, wo die Bischöfe und Aebte, die Gra- fen mit ihren Vicaren, Centenaren und einigen Schöffen, die kö- niglichen Vasallen, die Vögte und Viceeomites erscheinen mußten. Insbesondere war ihnen die Erhaltung und Ergänzung einer gere- gelten Rechtspflege ans Herz gelegt, zu welchem Zweck sie auch selbst, und zwar in vier bestimmten Monaten des Jahres und an vier verschiedenen Orten ihres Bezirkes Gerichte halten mußten. Ueber Alles hatten sie dem König umständlich schriftlich, oder auch mündlich zu berichten. — Diese controllirende Behörde schützte in- dessen die Volksfreiheit nur so lange, als ein kräftiger Mann auf dem Throne saß; die Sendgrafen halten gegenüber den Grafen und Bischöfen, welche eine bestimmte Macht besaßen, nur dann Ansehen und Kraft, wenn der König geachtet und gefürchtet war. Auch ver- loren Karls Nachfolger den eigentlichen Zweck der Sendgrafen aus den Augen; sie übertrugen oft sogar den Bischöfen und Grafen selbst dieses Amt und hoben dadurch die von Karl beabsichtigte Con- trolle auf. Von den Beamten des königlichen Hofes hatten der Erzka- pellan, der Schatzmeister und der Pfalzgraf die größte Be- deutung (S. 163). Der Erzkapellan und der Pfalzgraf wurden erst seit Karl dem Großen die einflußreichsten Hofbeamten. Der Erstere hatte alle geistlichen Angelegenheiten und die Hofkanzlei un- ter sich. Der Pfalzgraf vertrat die Stelle des Königs im höchsten Gericht, wenn dieser abwesend oder verhindert war, oder min- der wichtige Dinge zur Sprache kamen. An den Pfalzgrafen gin- gen zuerst die Appellationen von den Aussprüchen der Grafen und Sendgrafen; er hatte den Vortrag in allen weltlichen Angele- genheiten. Karls umfassender Blick und sein richtiger praktischer Sinn zeigten sich auch in den Verfügungen und Einrichtungen, durch welche er den Wohlstand seiner Unterthanen zu befördern suchte. Da er in einem Lande, wie Deutschland damals war, weniger an eigentliche Heerstraßen denken konnte, so suchte er den Verkehr durch Binnenschifffahrt zu beleben. Er selbst bediente sich gern die- ser Art zu reisen; er fuhr z. B. nicht nur oft den Main hinauf und hinunter, sondern er reiste im awarischen Kriege auch auf der Rednitz; in Aquitanien befuhr er die Garonne, in Neustrien auch einmal die Loire. Zur Beförderung der Schifffahrt wollte Karl ei- nen Kanal graben lassen, welcher die Nednitz mit der Altmühl und dadurch den Main mit der Donau, folglich die Nordsee mit dem schwarzen Meere verbinden sollte. Aber vergebens ward mehrere Monate an dem kühnen Werke gearbeitet; die mit der Lei- tung beauftragten Leute waren zu ungeschickt, sie verstanden nicht das Sumpfwasser von den Orten, wo gegraben wurde, abzuleiten und das Einstürzen der Seiten des Kanals zu verhüten, ja, sie wußten nicbt einmal die Wasserwage richtig zu gebrauchen.
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