1854 -
Weimar
: Böhlau
- Autor: Zeiß, Gustav
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt: Zeit: Mittelalter
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Das ñhristen-
tt)um bei den
Angelsachsen.
Hier erhielten sie sich in mehreren kleinen Staaten, von denen die
östlichen mehr und mehr dem deutschen Einflüsse nachgaben, wäh-
rend die übrigen, durch die Berge geschützt, noch geraume Zeit eine
allmälig beschrankte Unabhängigkeit behaupteten. Nicht^ohne Kampf
sind aber die Britten den eingewanderten Germanen gewichen,' in
den Kämpfen, durch welche die Britten ihrem Vaterlande die Frei-
heit wieder zu erringen suchten, zeichneten sich besonders Ambro-
sius Aurelianus, der Sprößling eines in Britannien angesiedel-
ten römischen Geschlechtes, und der britlische König Arthur aus.
Die Thaten beider Helden sind als Muster ritterlicher Kämpfe in
den Gesängen und Chroniken der Nachkommen glänzend verherr-
licht worden, und besonders hat man auf Arthur nicht bloß die
tapfersten Kriegsthaten übertragen, sondern dem Geiste des späteren
Ritterthums gemäß ihm auch glänzende Tourniere und die Stiftung
einer aus erlesenen Rittern bestehenden Tafelrunde angedichtet.
Durch den Abzug der Römer und das Eindringen der Feinde wa-
ren die Verhältnisse in Britannien in große Verwirrung gerathen.
Bei diesem aufgelösten Zustande des Landes mußte es den Eroberern
leichter sein als anderen Germanen in den besser organisirten Staa-
ten sich in den Besitz des erforderlichen Landes zu setzen. Auch
konnte das ehemalige römische Eigenthum, dessen im Süden und
an den Küsten vorzüglich viel gewesen sein muß, der geringen An-
zahl der Eingewanderten genügen. Es wird daher nicht erwähnt,
daß den Eroberern ein gewisser Theil des Landes oder der Ein-
künfte oder der Früchte zugetheilt worden sei. Die von vereinzel-
ten, von einander unabhängigen Schaaren unternommene Besitz-
nahme des Landes erscheint weniger als eine eigentliche Eroberung,
als eine fortwährende Usurpation des brittischen Gebietes. Wo die
Germanen sich festsetzten, da wurde das Germanische herrschend, und
römische Sprache und Kultur und das Christenthum verdrängt. Die
Germanen in England bildeten nicht ein einziges Reich, sondern
verschiedene, deren Zahl zuletzt sieben betrug; weshalb man sie mit
dem Namen der angelsächsischen Hep tarchie bezeichnet. Diese
Staaten waren Kent, Sussex oder Süd-Sachsen, Messer oder
West-Sachsen, Esser oder Ost-Sachsen, Northumberland,
Ostangeln und Mercia. Eigentlich waren es acht Reiche, weil
Northumberland anfangs längere Zeit in die zwei Reiche De ira
und Bernicia geschieden war. Die Nothwendigkeit, den gegen die
zerstreut wohnenden Germanen verbündeten Britten sowie den Pik-
ten und Skoten einen vereinten Widerstand entgegenzusetzen, machte
eine Vereinigung oder ein Völkerbündniß der Germanen unentbehr-
lich. Eine gemeinsame Kriegführung verschiedener Staaten ver-
langte ein Oberhaupt und dieses war der Bretwalda. Diese
Würde bekleidete der mächtigste der angelsächsischen Könige oder auch
derjenige, dessen Land den feindlichen Einfällen am meisten ausge-
setzt war.
Ohngefähr 150 Jahre nach der Einwanderung der Angelsach-
sen in Britannien wurde das Christenthum unter ihnen verbreitet.
Die Britten hatten schon unter römischer Herrschaft das Christen-
thum angenommen; in den angelsächsischen Reichen aber hatte sich