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1. Geschichte des Mittelalters - S. 213

1854 - Weimar : Böhlau
213 mehr Geltung. Durch den Umsturz des westlichen Kaiserthrons hatte der Primat des römischen Patriarchen nur gewonnen; er war frei von der lästigen Aufsicht der Kaiser, welche dem Pa- triarchen von Constantinopel fortwährend hinderlich war. Wenn auch Theodorich in Beziehung auf die Papstwahl die Majestäts- rechte der Bestätigung und Beaufsichtigung derselben übte, so küm- merte er sich doch nicht um die innern Angelegenheiten der Kirche. Die katholischen Kirchen von Gallien, Spanien, Jllyrien, Afrika und den Donauländern fühlten sich in ihrer Bedrängniß stärker nach ihrem alten Mittelpunkte, nach Rom, hingewiesen. Daher konnte der Papst Gelasius im Jahre 494 den schon früher beanspruch- ten Vorrang (S. 108 und 110) als Glaubenssatz aufstellen und einige Jahre später Papst Symmachus die Unabhängigkeit der inneren Verfassung und Verwaltung der Kirche vom Staate aussprechen. In derselben Zeit sammelte der Abt Dionysius zu Rom einen Theil der Beschlüsse der allgemeinen und Proviuzialsy- noden, der Cánones, und fügte die Entscheidungen und Lehrbriefe (Decretalen) der Päpste über einzelne ihnen vorgelegte Fälle hinzu. Durch Zusammenstellung mit den anerkannten Kirchengesetzen fanden auch die Decretalen nach und nach Gehorsam. Nach der Vernichtung des ostgothischen Reiches und nach der Wiederherstellung der griechischen Herrschaft in Italien machten die Kaiser ihre alten Rechte wieder geltend. Der Einbruch der Lango- barden und die daraus entstehende Unordnung in Italien schien die Päpste wieder freier und unabhängiger zu machen. Auf der ande- ren Seite erkannten sie wohl, daß es um ihre höhere Stellung ge- schehen war, wenn es den Longobarden gelang, ganz Italien zu erobern. Daher suchten sie dieses zu verhindern. Den Ruhm al- ler Päpste jener Zeit hat Gregor I. der Große überstrahlt (S. 131 und 209). Er stammte von einem altrömischen Patriciergeschlechte und war schon bis zur Würde eines Präfecten von Rom emporge- stiegen, er entsagte aber dem weltlichen Leben und wurde Mönch. Als Haupt der römischen Kirche zeigte er die größte Thätigkeit. Wo damals im Abendlande das Evangelium durch römische Missio- näre gepredigt wurde, da ward auch das Ansehen des Papstes ver- breitet. Ueberall, wo die päpstliche Auctorität noch nicht anerkannt war, suchte Gregor sie geltend zu machen. In Spanien waren be- reits vor Gregor's Wahl die Gothen und die Sueven zur ka- tholischen Kirche übergetreten (S. 139); die Angelsachsen nah- men das römische Christenthum an, und in Italien wurde der Grund zur Bekehrung der arianischen Longobarden gelegt. Gre- gor war nicht bloß sehr thätig für die Ausbreitung der christlichen Religion und die Hebung des päpstlichen Ansehns, sondern er be- saß auch die schönen Tugenden eines christlichen Bischofs. Er hatte einen schweren Beruf in jenen schlimmen Zeiten, wo die Longobar- den das römische Gebiet hart bedrängten und die Kriegsstürme viel- fache Noth erzeugten. Er legte Hospitäler an und sorgte für die Armen. Er gründete eine Unterrichtsanstalt für die Kirchenmusik und hob den Gottesdienst durch seine tröstenden Reden und durch Einführung feierlicher Ceremonien. Sein Meßkanon oder seine Abendmahlsliturgie ist in der römischen Kirche herrschend geworden.
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