1854 -
Weimar
: Böhlau
- Autor: Zeiß, Gustav
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt: Zeit: Mittelalter
- Geschlecht (WdK): Jungen
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den Weisheit, der neuplatonischen, wiederhallten, für immer geschlos-
sen. Die letzten heidnischen Philosophen und unter ihnen Sim-
plicius, einer der gelehrtesten Ausleger des Aristoteles, wander-
ten nach Persien aus.
Von den unter Justinians Regierung ausgeführten Kriegstha-
ten haben wir bereits (S. 122 — 125) die Kämpfe gegen die Van-
dalen und Ostgothen erwähnt. Das griechische Reich wurde beson-
ders im Norden und Osten von Feinden bedrängt. Die Longo-
barden, welche damals die früheren Wohnsitze der Ostgothen ein-
genommen hatten, die Gepiden, die Bulgaren, verschiedene
slawische Stämme und andere im Norden wohnende Völker-
schaften machten oft verheerende Einfälle in das griechische Reich
und drangen einige Male bis an die Thore von Coustantmopel vor.
Auch die Perser bedrängten das Reich wiederholt auf eine sehr
bedenkliche Weise. Zwar hatte Belisar früher mit Glück gegen
die Perser gefochten; aber seit Chosroes I. (531 — 579), einer der
berühmtesten Sassaniden, die Perser beherrschte, mußte Justinian
mehrmals einen Waffenstillstand mit Gelde erkaufen.
Justinian hat besonders durch das, was er für die Gesetzge-
bung gethan hat, seinen Namen unsterblich gemacht. Unter der
Aufsicht und Mitwirkung seines Ministers Tribonianus erschie-
nen nach und nach: eine Sammlung der Verordnungen früherer
Kaiser (codex Justinianeus), ein Lehrbuch des Rechts (nlslitutio-
nesj, und eine Sammlung von Erklärungen und Aussprüchen frü-
herer Rechtslehrer (pandectae, digesta), endlich die Verordnungen
Justinians (novellae). Das Ganze wird das corpus juris genannt.
In dieser Sammlung wurden die Gesetze der Römer der Nachwelt
überliefert und haben auf alle spätern Gesetzgebungen einen großen
Einfluß ausgeübt.
Justinian beschäftigte auch die Künste; er baute in Constan-
tinopel allein 25 Kirchen und unter diesen die 532 abgebrannte
Sophienkirche, an welcher zehntausend Menschen sechs Jahre lang
arbeiteten. Ferner wurden viele Krankenhäuser, Brücken, Wasser-
leitungen und eine große Anzahl Festungen, zur Beschützung der
Grenzen erbaut. Auch die Gewerbsthätigkeit des griechischen Rei-
ches wurde durch Justinian mit einem neuen Zweige bereichert. Er
setzte nämlich zwei persische Mönche, welche auf ihren Bekehrungs-
reisen die Seidenzucht gesehen hatten, durch reichliche Unterstützung
in den Stand, eine zweite Reise zu unternehmen. Das Vaterland
der Seidenraupe war China; die Zucht der Seidenraupe hatte sich
damals aber bereits nach Indien und vielleicht auch nach Persien
verbreitet. Jene Mönche brachten in ihren ausgehöhlten Wander-
stäbeu eine Menge Sameneier nach Griechenland, wo nun die Sei-
denzucht mit großem Eifer betrieben wurde. Aus welchem Lande
sie die Eier geholt haben, ist ungewiß; sie nannten das Land Se-
rinda. Seidene Gewänder waren den Griechen und Römern schon
längst bekannt; sie wurden auf einer durch das persische Reich füh-
renden Handelsstraße nach Europa gebracht, und deshalb war Con-
stantinopel mit seinem Bedarf bisher von der fast immer feindlichen
persischen Macht abhängig gewesen.