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1. Geschichte des Mittelalters - S. 240

1854 - Weimar : Böhlau
240 den Weisheit, der neuplatonischen, wiederhallten, für immer geschlos- sen. Die letzten heidnischen Philosophen und unter ihnen Sim- plicius, einer der gelehrtesten Ausleger des Aristoteles, wander- ten nach Persien aus. Von den unter Justinians Regierung ausgeführten Kriegstha- ten haben wir bereits (S. 122 — 125) die Kämpfe gegen die Van- dalen und Ostgothen erwähnt. Das griechische Reich wurde beson- ders im Norden und Osten von Feinden bedrängt. Die Longo- barden, welche damals die früheren Wohnsitze der Ostgothen ein- genommen hatten, die Gepiden, die Bulgaren, verschiedene slawische Stämme und andere im Norden wohnende Völker- schaften machten oft verheerende Einfälle in das griechische Reich und drangen einige Male bis an die Thore von Coustantmopel vor. Auch die Perser bedrängten das Reich wiederholt auf eine sehr bedenkliche Weise. Zwar hatte Belisar früher mit Glück gegen die Perser gefochten; aber seit Chosroes I. (531 — 579), einer der berühmtesten Sassaniden, die Perser beherrschte, mußte Justinian mehrmals einen Waffenstillstand mit Gelde erkaufen. Justinian hat besonders durch das, was er für die Gesetzge- bung gethan hat, seinen Namen unsterblich gemacht. Unter der Aufsicht und Mitwirkung seines Ministers Tribonianus erschie- nen nach und nach: eine Sammlung der Verordnungen früherer Kaiser (codex Justinianeus), ein Lehrbuch des Rechts (nlslitutio- nesj, und eine Sammlung von Erklärungen und Aussprüchen frü- herer Rechtslehrer (pandectae, digesta), endlich die Verordnungen Justinians (novellae). Das Ganze wird das corpus juris genannt. In dieser Sammlung wurden die Gesetze der Römer der Nachwelt überliefert und haben auf alle spätern Gesetzgebungen einen großen Einfluß ausgeübt. Justinian beschäftigte auch die Künste; er baute in Constan- tinopel allein 25 Kirchen und unter diesen die 532 abgebrannte Sophienkirche, an welcher zehntausend Menschen sechs Jahre lang arbeiteten. Ferner wurden viele Krankenhäuser, Brücken, Wasser- leitungen und eine große Anzahl Festungen, zur Beschützung der Grenzen erbaut. Auch die Gewerbsthätigkeit des griechischen Rei- ches wurde durch Justinian mit einem neuen Zweige bereichert. Er setzte nämlich zwei persische Mönche, welche auf ihren Bekehrungs- reisen die Seidenzucht gesehen hatten, durch reichliche Unterstützung in den Stand, eine zweite Reise zu unternehmen. Das Vaterland der Seidenraupe war China; die Zucht der Seidenraupe hatte sich damals aber bereits nach Indien und vielleicht auch nach Persien verbreitet. Jene Mönche brachten in ihren ausgehöhlten Wander- stäbeu eine Menge Sameneier nach Griechenland, wo nun die Sei- denzucht mit großem Eifer betrieben wurde. Aus welchem Lande sie die Eier geholt haben, ist ungewiß; sie nannten das Land Se- rinda. Seidene Gewänder waren den Griechen und Römern schon längst bekannt; sie wurden auf einer durch das persische Reich füh- renden Handelsstraße nach Europa gebracht, und deshalb war Con- stantinopel mit seinem Bedarf bisher von der fast immer feindlichen persischen Macht abhängig gewesen.
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