1854 -
Weimar
: Böhlau
- Autor: Zeiß, Gustav
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt: Zeit: Mittelalter
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Die Seestädte des südlichen Arabiens waren die Zwi-
schenplätze für den Verkehr Indiens, Aegyptens und Abyssiniens.
Mekka war der Wallfahrtsort für alle Anhänger des Propheten,
der Markt für die Produkte dreier Welttheile und der Stapelplatz
für die arabischen Erzeugnisse. Jemen hatte ansehnliche Manufak-
turen in Wolle, auch beschäftigten sich die Bewohner mit dem Ger-
den von Fellen, mit dem Trocknen von Weintrauben und dem Han-
del mit Räucherwerk. Das Innere Arabiens wurde von Kara-
wanen durchzogen, welche auf gewissen Marktplätzen zusammentra-
fen. — Aus der glühenden Wüste, welche Arabien im Norden be-
grenzt, gelangt man in die fruchtbaren Gefilde Syriens. Damas-
kus, unter den Ommaijaden (661 — 750) die Residenz, hat sich bis
auf unsre Tage als eine der Hauptstädte Asiens erhalten. Die Er-
zeugnisse ihres Kunst- und Gewerbfleißes, ihre Metallarbeiten und
Waffen, Sättel und Pferdegeschirre, Sammet und Seidenzeuge gin-
gen nach allen Weltgegenden. Günstig auf die Belebung des Bin-
nenverkehrs wirkte der Umstand, daß die meisten wandernden Pil-
gerschaaren ihren Weg über Syrien nahmen. Noch andere Städte
Syriens erstanden unter den Arabern zu alter Macht und Herrlich-
keit: Tarsus, Emesa, Jerusalem und die phönicischen Häfen
Tyrus (Thur), Sidon (Saida), Berytus (Beirut). Sie wur-
den die Stützpunkte der arabischen Seemacht im Mittelmeer. —
Nördlich von Mesopotamien bis zum Kaukasus bildete die Statt-
halterei Armenien die Grenze gegen das griechische Kaiserlhum.
Die Thäler dieses Gebirgslandes lieferten Getraide, Obst, Wein,
Bauholz und Metalle. Die armenische Wolle war ein gesuchter
Handelsartikel und wurde zu Teppichen verarbeitet. Trapezunt
am schwarzen Meere wurde der Stapelplatz der nördlichen und west-
lichen Völker. — Oestlich von Armenien bis zum kaspischen Meer
lag die Provinz Ran (Schirwan), das heutige Georgien mit der
Hauptstadt Tiflis; hier wurde Reis und Baumwolle gebaut und
Seidenzucht betrieben. — In dem alten Medien und Persien,
Irak Adschemi nannten die Araber diese Länder, brachten die
fruchtbareren Ebenen Oliven, Zucker und Safran hervor; der Ge-
werbfleiß der Bewohner lieferte die feinste Leinwand, kostbare Shawls,
Pferdedecken, Sättel, wohlriechende Essenzen und geschmackvolle Ge-
fäße von Thon. — In dem zwischen dem kaspischen Meere und
dem Aralsee gelegenen Chowaresmien, wo jetzt nur Nomaden
die Steppen durchstreifen, haben einst ansehnliche Städte gestanden,
welche durch die Einfuhr der nordischen Waaren das öde Land be-
lebten. — In Ehorasan, welches die Länder von der östlichen
Grenze Persiens bis zu den Pässen des Belur und Himalaja um-
faßte, gab der Bergbau eine ergiebige Ausbeute an Edelsteinen, Sil-
der, Gold und anderen Erzen und mineralischen Produkten. In
den Städten, welche an belebten Handelsstraßen lagen, wurden Ge-
webe in Linnen, Seide und Baumwolle verfertigt. Auch fehlten
Wissenschaften und Künste nicht. Merv war ein vorzüglicher Sitz
derselben und seine Akademie gehörte zu den ersten des Reiches.
Andere berühmte Städte waren Herat, Kabul, Ghasna und
Balk; die letztere Stadt, im alten Baktrien, gelangte durch die
Fruchtbarkeit des Bodens und als Stapelplatz des nordindischen Han-