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1. Geschichte des Mittelalters - S. 386

1854 - Weimar : Böhlau
386 Das große Ziel war nun erreicht; aber von den Seldschucken und dem Khalifen von Aegypten drohte Gefahr, Deshalb wurde die Wahl eines Königs beschlossen und nach vielem Streite Gott- fried erwählt. Er weigerte sich, da eine goldene Krone zu tra- gen, wo der Heiland eine Dornenkrone getragen habe, und nannte sich nur Schirmherr des heiligen Grabes. Im August 1099 nahte ein ägyptisches Heer von 140,000 Mann; es wurde von Gottfried mit kaum 20,000 Mann bei Askalon gänzlich geschlagen. Gott- fried starb schon im August 1100 und hinterließ die unsichere Herrschaft seinem Bruder Balduin, welcher den königlichen Titel annahm. Das König-. Im Jahre 1101 strömten drei neue Heere von vielen tausend um. Pilgern aus Italien, Frankreich und Deutschland nach Kleinasien, um das Khalifat von Bagdad zu zerstören. Sie fanden durch ihre Zügellosigkeit, durch Hunger und Durst und durch das Schwert der Türken ihren Untergang, und nur traurige Reste kamen nach Jeru- salem. Das neue Königreich, beständig von den Aegyptern, den Seldschucken und anderen mohammedanischen Fürsten bedroht und be- kämpft und durch innere Zwietracht erschütttert, bedurfte dringend einer tüchtigen Verstärkung. Es wurde besonders von den Frei- staaten Italiens, Pisa, Genua und Venedig, eifrig unterstützt, weil diese durch den freigegebenen Handel mit den orientalischen Waaren und durch die gutbezahlten Ueberfahrten der Pilger den größten Vortheil hatten. Mit Hülfe der italienischen Seestädte, für deren Handel die Erlangung fester Punkte an jenen Küsten höchst wichtig war, wurden nach und nach die Hafenstädte Cä- sarea, Akkon, Tripolis, Berytus und Sidon gewonnen. Balduin I. starb 1118, und auf seine Empfehlung wurde sein Verwandter Bal- duin von Bourges, dem er früher auch Edessa überlassen hatte, zum König gewählt. Balduin Ii. (1118—1131) war ein sehr thätiger Regent und eroberte auch Tyrus. Das Königreich erreichte in dieser Zeit seine höchste Blüthe, es erstreckte sich von Tarsus in Eicilien ostwärts bis Edessa und südlich bis in die Gegend von Gaza. Die Bevölkerung bestand aus den herrschenden Franken oder Lateinern, wie die Abendländer genannt wurden, aus christlichen Syrern, aus Juden, Saracenen, Armeniern und Maroniten, eine im Libanon ansäßige christliche Sekte. Die Verfassung war auf das Lehnswesen gegründet. Der Thron sollte erblich sein, und nur wenn es an Nachkommen fehle, sollte die Reichsversammlung eine Wahl vornehmen. Die Reichsversamm- lung, welche aus der hohen Geistlichkeit und den Baronen bestand, sollte bei der Gesetzgebung und in allen wichtigen Anlegenheiten be- fragt werden. Die Barone bildeten die erste, ihre Lehnsträger die zweite, und deren Afterlehnsträger die dritte Klasse des Lehnsadels. Wie der König zu Gericht saß über die Barone, so sprachen diese Recht über ihre Vasallen und übten in ihren Gebieten alle Hoheits- rechle aus. Die Kirche war unabhängiger, als im Abendlande. Ihr Oberhaupt war der Patriarch von Jerusalem, unter welchem fünf Erzbischöfe und viele Bischöfe standen. Die richterliche Behörde der Städte waren Bürgerhöfe und in diesen hatten, je nachdem die
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