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1. Geschichte des Mittelalters - S. 396

1854 - Weimar : Böhlau
396 französische Fürsten zu einem Kreuzzug. Die Kreuzfahrer schlossen mit Venedig einen Vertrag, nach welchem die Venetianer gegen Zahlung von 85,000 Mark Silber die Ueberfahrt eines Heeres von dreißig- bis vierzigtausend Mann und die Sorge für die Lebens- mittel übernahmen. Als aber die Kreuzfahrer in Venedig versam- melt waren, vermochten sie nur 51,000 Mark zusammenzubringen. Der vierundneunzigjährige, aber noch rüstige und schlaue Doge Dandolv bot den Kreuzfahrern an, die Zahlungsfrist so lange hinauszuschieben, bis sie sich durch eine Eroberung das nöthige Geld verschafft hätten, und verlangte zugleich, daß sie den Venetianern bei der Eroberung der Stadt Zara in Dalmatien beistehen sollten. Zara war nämlich vor kurzem von Venedig abgefallen und hatte sich unter den Schuh des ungarischen Königs gestellt. Trotz der Abmahnungen des Papstes zogen die Kreuzfahrer mit Dandalo vor die christliche Stadt und eroberten dieselbe (1202). Die Kreuz- fahrer blieben den Winter über in Dalmatien, und hier kam, Hülfe suchend, der griechische Prinz Alexius zu ihnen. Er war der Sohn des Kaisers Isaak Ii. Angelus, welcher von seinem Bru- der Alexius Hi. des Thrones und der Augen beraubt worden war. Der Prinz Alexius bot den Kreuzfahrern 200,000 Mark Silber, Vereinigung der griechischen mit der römischen Kirche und Beistand gegen die Ungläubigen, wenn sie seinem Vater wieder zum Throne verhelfen würden. Obgleich der Papst mit dem Banne drohte und viele Kreuzfahrer sich von dem Heere trennten, ließen sich doch die meisten durch die Aussicht auf unermeßliche Beute ge- winnen. Sie landeten (1203) mit einer großen venetianischen Flotte von 480 Schiffen bei Chalcedon, Constantinopel gegenüber. Als die Unterhandlung mit dem Kaiser Alexius Iii. fruchtlos blieb, setzten die Kreuzfahrer über den Bosporus, trieben den Kaiser und dessen Heer in die Stadt zurück, vernichteten die griechische Flotte und begannen die Stadt zu stürmen. Alexius Iii. gab feig seine Sache verloren und entfloh; das Volk aber setzte den blinden Isaak und dessen Sohn Alexius Iv. auf den Thron. Die beiden Kaiser vermochten nicht die versprochene Zahlung zu leisten und die Vereinigung mit der römischen Kirche zu be- wirken. Die zur Aufbringung der Summe auferlegten Steuern er- bitterten das Volk; und als die Pilger in fanatischem Eifer eine in Constantinopel erbaute Moschee anzündeten und dadurch einen Theil der Stadt einäscherten, brach ein Aufstand aus. Alexius Iv. wurde erdrosselt, sein Vater starb vor Gram und Schrecken. Alexius V. Murzuph lus stellte sich an die Spitze und nannte sich Kaiser. Von ihm hatten die Kreuzfahrer nichts'zu erwarten; sie beschlossen daher einen Sturm auf Constantinopel und verglichen sich schon im voraus über die Theilung. Der erste Sturm ward zurückgeschlagen, aber am 12. April 1204 wurden von den Schiffen aus einige Thürme erstiegen und von innen die Thore geöffnet. Nun rückte das ganze Heer in die Stadt ein, und die Griechen wichen in ver- wirrter Flucht zurück. Mit nur 20,000 Mann war eine Stadt von 400,000 Einwohner erobertsworden. In der Nacht entstand aber- mals eine große Feuersbrunst, und am folgenden Tage verbreiteten sich die Sieger in der unglücklichen Stadt, wie gierige Raubthiere
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