1854 -
Weimar
: Böhlau
- Autor: Zeiß, Gustav
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt: Zeit: Mittelalter
- Geschlecht (WdK): Jungen
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betrieben, schnell aufblühende Städte gegründet und herrschte vom
Niederrhein bis zur Oder, von der Ostsee bis an die Alpen. Im
Gefühl seiner Uebermacht hatte er weltliche und geistliche Fürsten
vielfach bedrängt und unterdrückt, und hatte auch den Unwillen des
Kaisers erregt. Vorgeladen auf die Reichstage nach Worms (1179),
nach Magdeburg und nach Goslar, war er nicht erschienen und in
einer Unterredung, um die er Friedrich ersucht hatte, hatte er sich
geweigert, eine Geldbuße von 5900 Mark zu zahlen und sich dem
Richterspruch des Kaisers zu unterwerfen. Da fiel denn endlich das
Erkenntniß der Fürsten dahin aus, daß Heinrich der Löwe als ein
ungehorsamer Vasall in die Reichsacht zu erklären und aller seiner
Lehen zu entsetzen sei. Noch zögerte der Kaiser und forderte ihn
noch auf den Reichstag zu Würzburg 1180. Als er auch hier nicht
erschien, wurde zur Vollziehung der Reichsacht geschritten. Das
Herzogthum Sachsen wurde ganz zersplittert. Den östlichen Theil
und den Titel eines Herzogs von Sachsen erhielt Bernhard von
A sc anten, der Sohn Albrechts des Bären. Baiern, doch nicht
in dem bisherigen Umfang, erhielt Otto von Wittelsbach. Hein-
rich leistete eine Zeitlang tapfere Gegenwehr, sah sich aber zuletzt
genöthigt um Gnade zu bitten. Auf dem Reichstage zu Erfurt
1181 warf er sich dem Kaiser zu Füßen, der ihn gütig aufhob und
mit Thränen umarmte. Doch seine Herzogthümer erhielt Heinrich
nicht zurück, nur seine braunschweigischen und lüneburgischen Lande
blieben ihm; auch wurde er auf drei Jahre aus dem Reiche ver-
wiesen. Er begab sich mit seiner Gemahlin nach England zu sei-
nem Schwiegervater König Heinrich Ii.
Auf einem Reichstage zu Konstanz schloß (24. Juni 1183)
der Kaiser mit den lombardischen Städten Friede. Nach demsel-
den sollten die Städte alle Regalien und Gerechtsame innerhalb ih-
rer Mauern behalten und ausüben; außerhalb der Stadt aber nur
die von dem Kaiser verliehenen. Alle Consuln, Podesta's und Obrig-
keiten sollten von den Bürgern erwählt werden, aber dem Kaiser
den Lehnseid leisten. Zur Feier des nun nach schweren Kämpfen
im Reiche und in der Kirche hergestellten Friedens und zugleich zur
feierlichen Ertheilung der Ritterwürde an seine beiden älteren Söhne
veranstaltete der Kaiser zu Pfingsten 1184 zu Mainz ein großes
und prächtiges Reichsfest. Dann besuchte er im August 1184 zum
sechsten Male das nun beruhigte Italien. In Verona empfing
ihn der Papst Lucius Iii., Alexanders Nachfolger, welcher von
den Römern vertrieben worden war; er gerieth aber mit dem Kai-
ser in Streit, so daß ihn dieser seinem Schicksal überließ und desto
mehr ein freundliches Vernehmen mit den Mailändern befestigte.
Friedrich I. vermählte seinen einundzwanzigjährigen Sohn Hein-
rich mit der einunddreißigjährigen Constantia, der Erbin des
kinderlosen Königs Wilhelm Ii. von Sicilien. Und so groß war
jetzt die Ergebenheit der Mailänder, daß sie sich die Ehre, diese
Vermählung mit der größten Pracht zu feiern nicht nehmen ließen
(27. Januar 1186). Vergebens hatte der Papst Lucius 111. und
dessen Nachfolger Urban Iii. die Vermählung zu hindern gesucht.
Den folgenden Papst Gregor Viii. beschäftigte besonders die Schrek-
kenskunde, Jerusalem sei durch Saladin den Christen entrissen wor-