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1. Geschichte des Mittelalters - S. 520

1854 - Weimar : Böhlau
520 der Bischof von Laon, und Johann v on Pecquigny, der Statthal- ter von Artois. Es wurden 22 der vornehmsten Staatsbeamten ent- setzt und dem Dauphin eine Commission der Stände zur Seite gestellt. Der ständische Ausschuß erhielt aber wenig Einfluß auf die Regierung; die abgesetzten Räthe blieben mit dem Generalstatthalter in Verbin- dung, das verwirrte republikanische Treiben und der überwiegende Einfluß des Bürgerstandes erregten Widerstand gegen die ständische Herrschaft; die Ritterschaft benutzte die Anarchie zu schändlichen Be- drückungen des Landvolkes. Die Fehden des Adels, der Druck, den die Ritter gegen das Landvolk und die Geistlichen übten, die Strei- fereien einzelner Söldnerschaaren, an die sich andres Gesindel an- schloß, machten das Land unsicher. Alles drängte sich daher in Pa- ris zusammen. Hier fürchtete man nicht bloß den auswärtigen Feind und die ritterlichen Räuber, sondern auch den Dauphin und dessen Umgebung. Paris wurde neu befestigt. Der Dauphin wollte Trup- pen in die Stadt ziehen, aber dagegen wurden damals zuerst Bar- rikaden errichtet. Von Pecquigny wurde Karl der Böse aus seiner Haft befreit, und kam nach Paris. Er sprach zum Volke und regte dasselbe durch die Schilderung der erlittenen Mißhandlungen auf. Auf Karl's des Bösen Betrieb wurden die Gefängnisse geöffnet und eine Menge gemeiner Verbrecher in Freiheit gesetzt. Die Hauptstadt spaltete sich in die Parteien des Dauphin, Marcels und Karls des Bösen. Marcel gab seinen Anhängern zweifarbige Mützen halb von rother, halb von blauer Farbe. Als der Dauphin den Mörder sei- nes Schatzmeisters hatte hinrichten lassen, ließ Marcel am 22. Fe- bruar 1358 die Sturmglocken läuten und die Zünfte unter ihren Fahnen versammeln. Die aufgereizten Schaaren drangen in den Palast des Dauphin und ermordeten vor den Augen desselben zwei Marschälle, so daß der Dauphin mit Blut bespritzt wurde. Als die- ser erschrocken frug, ob man sich auch an ihm vergreifen wolle, sagte Marcel: Nein, doch zur Sicherheit hier meine Mütze. Er setzte seine zweifarbige Mühe dem Dauphin und dessen Barett sich selbst auf. Darauf brachte Marcel den Dauphin nach dem Rathhause, wo derselbe an's Fenster trat und mit lauter Stimme erklärte: die beiden Getödeten seien falsche Verräther, er heiße es gut, wie mit ihnen verfahren sei. Bald nachher gab der Dauphin dem Gange der Dinge eine an- dere Wendung. Er verließ unter einem gutgewählten Vorwand Paris, hielt zuerst einige Provinzialstände-Versammlungen, und dann berief er die allgemeinen Reichsstände nach Compiegne. Der Adel und die vornehme Geistlichkeit gewährten ihm Unterstützung. Er rückte mit dem Heere vor Paris, schnitt der Stadt die Zufuhr ib und hemmte den Handel. Da sank das Ansehen Marcels; noch mehr, als er Karl von Navarra zum Oberbefehlshaber gegen den Dauphin vorschlug. Man sagte dem Volke, Karl gehöre zum Abel und sei ein Feind der Bürger, er sei mit den Nationalfeinden, den Engländern, verbunden. Als Marcel des Nachts Karl von Na- varra heimlich in die Stadt einlassen wollte, spaltete ihm einer sei- ner bisherigen Anhänger, Jean Maillard, den Kopf. Seine Ge- treuen wurden niedergehauen, die Nationalmützen verschwanden, und der Dauphin hielt seinen Einzug (August 1358). Er wurde von
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