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1. Geschichte des Mittelalters - S. 536

1854 - Weimar : Böhlau
536 Florenz. Während sich die Verfassung Venedigs zu einer starren Ari- stokratie ausbildete, entwickelte sich dagegen Florenz in einem un- aufhörlichen Wechsel der Einrichtungen zu einer vollständigen De- mokratie. Da der Abel sich durch die beständigen Parteikämpfe der Guelfen (Schwarzen) und der Ghibellinen (Weißen) schwächte, so gelangte das in Zünfte getheilte Volk zur Herrschaft. Aber kaum war der Adel von der Regierung ausgeschlossen, als sich aus den reicheren Mitgliedern der sieben oberen Zünfte ein höherer Bür- gerstand bildete, gegen dessen Herrschaft sich die vierzehn niederen Zünfte und das ärmere Volk erhoben. Unter fortwährenden Käm- pfen um die Herrschaft zwischen der Geldaristokratie und dem ge- ringeren Volke wurde die Verfassung immer demokratischer. Wäh- rend dieser beständigen Unruhen im Innern behauptete aber Flo- renz eine bedeutende politische Stellung nach außen und unterwarf sich durch vielfache Kämpfe die ganze umliegende Landschaft von der See bis zu den Apenninen. Als das Geschlecht der Albizzi durch Besetzung aller Stellen zu großer Gewalt gelangte, nahm sich der unermeßlich reiche und kluge Johann von Medici der ärmeren Bürger an. Sein Sohn Cosmo von Medici wußte die Gerin- gen durch Milde und Wohlwollen, die Vornehmen durch freundli- ches Entgegenkommen so für sich zu gewinnen, daß er als erster Bürger die Staatsangelegenheiten leitete, (1428—1464) durch glück- liche Kriege und durch Beförderung von Künsten und Wissenschaf- ten Florenz mächtig und blühend machte. Seine Staatsverwal- tung war eben so glücklich als glänzend, und das dankbare Florenz ertheilte ihm nach seinem Tode den Beinamen Vater des Vaterlan- des. Sein Sohn Pietro (1464 —1469) gefährdete das Ansehen seines Hauses durch strenge Eintreibung der kleinen Darlehen, durch welche sein Vater viele Bürger von sich abhängig gemacht hatte. Von seinen beiden Söhnen wurde zwar der eine, Julian, von Verschwornen ermordet, aber der andere, Lorenzo der Präch- tige, (1472 —1492), hob durch seine Freigebigkeit den Glanz und die Macht seiner Familie auf eine solche Höhe, daß seinen Nachkom- men unter allen Stürmen die Herrschaft über Florenz verblieb. Florenz richtete sein Augenmerk, da es nicht an der See lag, besonders auf die Verbesserung der Manufakturen. Pisa aber be- sorgte die Ausfuhr der florentiner Gewerbserzeugniffe. Um Pisa ganz zu Grunde zu richten, traten die Genuesen den Florentinern (1421) für 100,000 Goldgulden den Hafen von Livorno ab, und nun konnte sich Florenz in Handel und Schifffahrt selbständig ent- wickeln. Es wurden sogleich Werften, Arsenal und Schiffe gebaut, und Florenz entfaltete eine staunenswerthe Rührigkeit und Energie, seine Verbindungen gingen nach allen Küsten des Mittelmeeres, so wie bis nach den Niederlanden, wohin die Florentiner levantiner Waaren brachten. Doch konnte der Seehandel von Florenz sich mit dem von Genua und Venedig nicht messen. Die Hauptstärke von Florenz blieb die Industrie; in dieser stand es in Italien einzig und unerreichbar da, und dieser verdankt es seine Reichthümer. Neben Flandern und Brabant war Toskana während des Mittel- alters das bedeutendste Industrieland. Schon zu Anfang des 13ten Jahrhunderts standen seine Seiden- und Wollfabriken in hohem
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