1854 -
Weimar
: Böhlau
- Autor: Zeiß, Gustav
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt: Zeit: Mittelalter
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Auf Rußland lastete noch lange das harte Joch der Mongolen
(S. 450), und die Zwietracht der russischen Fürsten, welche den
Mongolen die Besiegung der Russen leicht gemacht hatte, trug auch
dazu bei, das Joch der grausamen Eroberer drückender zu machen.
Die aus der äußeren Abhängigkeit und der inneren Spaltung ent-
springende Schwäche der Russen benutzte Gedimin, der Herrscher
der Litthauer, und eroberte 1320 die alte Hauptstadt Rußlands,
Kiew, und den größten Theil des dazugehörigen Großfürstenthums.
Der Herrscherfitz des Großfürstenthums Wladimir wurde um diese
Zeit nach Moskau verlegt und dieses dadurch zur Hauptstadt von
ganz Rußland erhoben. Die Macht des Khanats von Kaptschak
oder der goldenen Horde wurde durch Streitigkeiten um die Erbfolge
geschwächt. Die russischen Fürsten wagten allmälig den Kampf mit
den Mongolen oder Tataren, und der Großfürst Dimitrij Jwa-
nowitsch belebte durch einen Sieg, welchen er 1380 in der Nähe
des Don über den Khan von Kaptschak gewann, die Hoffnung der
Russen. Zwar drang der Khan Toktamisch wieder bis Moskau
vor und eroberte und verwüstete die Stadt; aber Toktamisch erlag
einem anderen mongolischen Eroberer, dem entsetzlichen Timur.
Die Macht des Khans von Kaptschak war gebrochen, als Iwan
Wasiljewitsch der Große 1462 den Thron bestieg. Bereits waren
mehrere russische Fürstenthümer mit Moskau verschmolzen; Iwan
unterwarf sich auch die übrigen und endlich auch die reiche Handels-
stadt Nowgorod, welche sich der russischen Herrschaft entzogeü und
über ein Jahrhundert ihre Freiheit behauptet hatte. Nun hielt sich
Iwan stark genug, den schmachvollen Tribut zu verweigern, besiegte
und vernichtete die Horde von Kaptschak und nannte sich Selbst-
herrscher von ganz Rußland. Um den unheilvollen Theilungen
vorzubeugen, gab er das Grundgesetz der Untheilbarkeit Rußlands.
Die Russen waren damals noch ein rohes und barbarisches Volk,
durch die Mongolen an die Knechtschaft gewöhnt, kriechend und hin-
terlistig. Die Bauern waren Leibeigene, die Bükger wurden als
Hörige der Fürsten behandelt. Das weibliche Geschlecht lebte in
orientalischer Unterwürfigkeit und Abgeschiedenheit. Selbst die Gro-
ßen hatten nur niedrige, mit Schindeln oder Stroh gedeckte Block-
häuser, deren Fugen mit Moos verstopft waren. Der Anbau des
Bodens war dürftig; des Handels hatte sich die Hanse zu bemächtigen
gewußt. Das Heer bestand nur aus Reitern, welche Bogen, Aexte
und Streitkolben führten; die Vornehmen hatten Harnische, Lanzen
und Dolche. Iwan suchte in seinem barbarischen Volke die Keime
der Kultur zu pflanzen und ließ aus Deutschland und Italien Hand-
werker und Bauleute kommen. Unter diesen wird Aristoteles
von Bologna genannt, welcher Geschütz gießen, Münzen prägen
und bequemere Häuser bauen lehrte. Iwan Wasiljewitsch starb 1505.
Das byzantinische Kaiserreich hatte seit seiner Herstellung
1261 (S. 398) unter der Dynastie der Paläologen nicht neue
Kraft und neues Leben erhalten. Furchtbar erhob sich dagegen eine
Macht, welche dem langsam hinsterbenden griechischen Kaiserreiche
ein Ende zu machen vom Schicksal bestimmt war. Als Dschingiskhan
(S. 449) die mongolische Macht ausbreitete, war eine turkmannische
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Die Russen.
Verfall des
byzantinischen
und Empor-
streben des
vsmanischen
Reiches.