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1. Geschichte des Mittelalters - S. 547

1854 - Weimar : Böhlau
547 über die Donau vor, bemächtigte sich aller den Byzantinern noch gehörenden Plätze in Thracien, Makedonien und Thessalien, erstürmte Ärgos und zwang alle türkischen Emirs in Kleinasien zur Unter- werfung. Bajazeths reißende Fortschritte beunruhigten ganz Europa. Am meisten sah sich der König Siegmund von Ungarn bedroht. Seine Gesandtschaften schilderten die Grausamkeiten der Türken und die Gefahr für die ganze Christenheit so lebhaft, daß die Blüthe der französischen Ritterschaft, viele deutsche und böhmische Edle, über 100,000 Mann, zum Kampfe gegen die Ungläubigen an die Donau zogen. Aber trotz ihrer Tapferkeit und ihres Heldenmuthes wurden die Christen in der mörderischen Schlacht bei Nikopolis (1396) geschlagen. Das ganze christliche Heer wurde theils gefangen, theils zusammengehauen. Siegmund rettete sich mit wenigen Begleitern auf ein Fahrzeug, auf dem er, die Donau hiuabfahrend, glücklich eine im schwarzen Meere liegende venetiauische Flotte erreichte. Am Morgen nach der Schlacht ließ Bajazeth noch 10,000 Gefangene niederhauen. Die gefangenen französischen Ritter mußten in harter Gefangenschaft schmachten bis sie ein Lösegeld von 200,000 Dukaten zahlten. Die Kaiser zu Constantinopel, Johann V. (1355—1391), und dessen Sohn Manuel (1391 — 1425), waren bereits zu Vasallen der Sultane herabgesunken, sie waren auf die Hauptstadt und einige unbedeutende Ortschaften beschränkt. Bajazeth hatte Constantinopel fünf Jahre eingeschlossen gehalten; er hatte die Erbauung einer Moschee und die Einsetzung einer türkischen Gerichtsbehörde in Con- stantinopel erzwungen. Ec gedachte jetzt Constantinopel einzunehmen und war mit der Belagerung beschäftigt, als er durch das Auftreten eines neuen Eroberers abberufen wurde. Dieser Eroberer war Timur, gewöhnlich Timur lenk d. i. der lahme Timur, im Abendlande Tamerlan genannt. Er leistete zuerst einem Nachkommen Dschingiskhans, dem in Ostpersien und in der Bucharei herrschenden Husein, Kriegsdienste und erhielt dafür fürstliche Lehen und Ehren. Nach einigen Jahren gerieth er aber mit Husein in Streit, besiegte ihn und schlug nun seinen Sitz in Samarkand auf. Er wurde auf einer feierlichen Versammlung aller tatarischen Stammhäupter als Khan aller tatarischen Horden anerkannt (1369) und war nun unablässig auf Kriegszügen begriffen und mit Eroberungen beschäftigt. Alle Völker von der chinesischen Mauer bis zum Mittelmeer, von Moskau bis an die Grenzen Aegyptens wurden von Timur unterworfen; alle Dynastien, welche aus Dschingiskhans Reiche hervorgegangen waren, wurden vernichtet. Unglaublich klingt die Erzählung von der Grausamkeit Timurs. In Indien ließ er vor einer Schlacht 100,000 Gefangene nieder- metzeln; die Einwohner ganzer Städte wurden bei lebendigem Leibe geschunden, Tausende lebend über einander geschichtet und wie Bau- steine mit Lehm und Kalk zu Thürmen ausgemauert. Verwüstete und entvölkerte Länder, zerstörte Städte und Schädelpyramiden wa- ren die Denkmäler, welche Timur zurückließ. Gegen diesen wilden Welteroberer wandte sich Bajazeth und ließ deshalb von der Bela- gerung Constantinopels ab. Bei Angora in Phrygien trafen die ungeheuren Heere zusammen (1402). Das Heer Timurs wird zu 35* Timur.
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