1858 -
Weimar
: Böhlau
- Autor: Zeiß, Gustav
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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vom ersten Rang geboten jeder über eine Zahl von etwa 100,000 Ge-
meinen; unter ihnen erhoben 3000 Edle des zweiten Ranges ihr immer
noch stolzes Haupt. Ohne die Zustimmung des Adels konnte nichts
Wichtiges geschehen. Sechs Wahlfürsten vergaben den Thron, zwar
meistens an einen Sprößling des regierenden Hauses, aber doch nur an
den, ^welcher ihnen der würdigste schien. Alle Edlen folgten im Kriege
der Standarte des Reiches und zahlten dem Monarchen nach dem
Umfange ihrer Ländereien eine größere oder kleinere Abgabe. Der Adel
besaß seine Ländereien theils als volles Eigenthum, theils als verbunden
mit einem Amte oder einer Würde nur zur Nutznießung. Dem König,
dem Adel und der Priest erschuft gehörten die fruchtbarsten Län-
dereien. Das Volk, nach Bezirken eingetheilt, erhielt ein Stück Land
zum gemeinschaftlichen Anbau. Es gab auch an die Scholle gebundene
Leibeigene und Sklaven, die voll ihren Herren ungestraft getödtet
werden konnten. Daß Reich hatte seine größte Ausdehnung erlangt zu
der Zeit, als es von Cortez erobert wurde; allein die zuletzt unterwor-
fenen Stäinme trugen das Joch mit Unwillen, und dieser Unwille führte
dem Cortez zahlreiche Verbündete zu.
Das mexikanische Reich war gut angebaut, und die Einwohner
hatten bereits eine nicht geringe Stufe der Civilisation erlangt. Die
zahlreichen und ansehnlichen Städte hatten steinerne Häuser, Thürme
und Tempel. Die Hauptstadt Mexiko war auf einer Insel in einem
See erbaut, durch drei Dämme mit dein festen Lande verbunden und
hatte viele große, zum Theil prächtige Gebäude. Die Spanier schätzten
die Zahl der Häuser auf 60,000. Die Bürger der Städte waren nach
den verschiedenen Gewerben in verschiedene Klassen eingetheilt. Es
gab Gerichte für bürgerliche und peinliche Fälle, Polizeianstalten,
eine Art von Wasserleitungen, Straßen-Reinigung und Be-
leuchtung und regelmäßige Abgaben. Dagegen fanden sich auch
noch viele Ueberreste der tiefsten Barbarei. Dahiit gehören die kanni-
balische Wuth der Mexikaner im Kriege, das Verzehren des Fleisches der
gefangenett Feinde, das Schlachten der eigenen Bürger bei der Begräb-
nißfeier der Häuptlinge und der furchtbare Gräuel der zahlreichen Men-
schenopfer. Eine der mäßigsten Angaben bestimmt die jährliche Zahl
dieser unglücklichen Opfer, zu denen besonders Kriegsgefangene genommen
wurden, auf zwanzigtausend. Die Mexikaner verehrten die Gestirne,
besonders den Sonnengott, der auch Kriegsgott war und für dessen
Söhne die Könige galten. Gemünztes Geld kannten die Mexikaner
nicht; sie bedienten sich statt desselben der Kakaobohnen.
Auck in dem großen Reiche von Peru war, csis es die Spanier
betraten, die Civilisation bereits weit vorgeschritten. Der Ackerbau
blühte und wurde an vielen Orten durch künstliche Bewässerung geför-
dert. Davon zeugen zwei große Wasserleitungen. Zwei treffliche
Kunststraßen, jede an 500'Stunden lang, erleichterten den Verkehr.
Die Peruaner hatten außer der großen und prächtigen Hauptstadt,
Cuzco, nur kleinere Ortschaften und zerstreute Wohnungen. Die Pa-
läste und Tempel waren groß und prächtig, die Privathäuser zwei-
stöckig, die Grabdenkmäler nach dem Range der Verstorbenen von ver-
schiedener Größe. Eine steinerne Befestigringsmauer erstreckte sich
30 Meilen weit, selbst über die Cordilleren biß zum See Titicaca. Der