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1. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 33

1858 - Weimar : Böhlau
33 Jetzt, wo mächtige, streng in sich abgeschlossene Nationalreiche auf. Einfluß d» traten, strebten alle produktiven Kräfte eines Volkes, die Anlagen seiner Avistia Kunstfertigkeit so gut wie die Erzeugnisse des Bodens nach möglichst zkrb!,u°und gleicher Vertretung. Der Ackerbau lag freilich noch darnieder und Gewerbe, war mit wenigen Ausnahmen noch weit zurück im Vergleich zum Handel und sogar im Vergleich zur Gewerbsthätigkeit. Die Unfreiheit des Bodens und der Arbeit, wie sie die Leibeigenschaft mit sich brachte, die Belastung von hundert dienenden Grundstücken zu Gunsten eines Herr- schaftlichen Gutes mit Frohnden und zahllosen Servituten standen dem Fortschritt des Ackerbaues entgegen. Dem Bauer fehlte das Interesse, und die gezwungene Arbeit brachte dem Gutsherrn wenig Nutzen. Man erzeugte nur, was man selbst verbrauchte, und auch dies nur in guten Jahren. Weite Strecken blieben unangebaut. Mißernten waren häusig, Kriege verwüsteten die Felder, und die drückendsten Abgaben, Militär- pflicht und Einquartirung wurden auf die ländliche Bevölkerung gewälzt, deren ganzer Erwerb oft nicht ausreichte alle die maniügfachen Steuern an den Grund- und Landesherrn zu zahlen. Der steuerfreie Adel be- nutzte seine Güter nur als Jagdrevier; für eine landwirthschastliche Ver- waltung derselben hatte er weder Sinn noch Kenntniß. So fehlte den Bauern das Beispiel jeder besonnenen Kultur von Seiten derer, die es hätten geben sollen. In den Ländern, welche der Reformation beigetre- ten waren, äußerte sich durch den Wegfall der vielen Festtage ein merk- licher Einfluß auf die Vermehrung der Viehzucht, und in Folge davon hob sich hier und da der Ackerbau. Polen und die Länder an der Ostsee waren von der Natur so für den Ackerbau begünstigt, daß sie wenigstens Korn mit geringer Mühe erzeugten. Dem größeren Theil des südlichen Europa gab ein gütiger Himmel bei geringer Arbeit alles, was zur einfachen Lebensnahrung nöthig war, und in Italien hatten die zahl- reichen Freistaaten auch von dem Boden die schwersten Fesseln abgelöst. Im allgemeinen wurde die Landwirthschaft noch am besten in der Nähe großer Städte betrieben, wo nach ihren Erzeugnissen größere Nachfrage war. Besondere Auszeichnung verdienen schon in frühester Zeit England und die Niederlande. Ein öffentlicher Rechtszustand erleichterte das Loos des Landmannes, und der angesessene Adel fand frühzeitig Interesse an der Landwirthschaft. Auch die Gewerbsthätigkeit beschäftigte vielfach die Landwirthschaft. In England gelangte durch die große Ausfuhr von Wolle und den Bedarf der inländischen Fabriken die Schafzucht zu hoher Vollkommenheit. In den Niederlanden gedieh der Flacksbau und verbreitete sich von da in die deutschen Nachbarländer. Dagegen wur- den Farbekräuter wie Waid, Kermes u. a., die sonst in manchen Theilen Deutschlands viel gebaut worden waren, durch die indischen und ameri- kanischen Färbestoffe fast ganz aus dem Handel verdrängt. Die Ver- arbeitung des Leders nahm zu und die inländische Viehzucht befriedigte nicht den durch Kriege gesteigerten Bedarf. Der Handel mußte also durch Lieferungen von auswärts helfen, anfangs aus den nordischen Reichen, später aus dem südlichen America. In Griechenland, Italien und Spanien waren Seide, Südfrüchte, Oel, in Frankreich Wein dem Boden dieser Länder eigenthümliche Produkte, welche von jeher in den Handel kamen und deren Absatz bei zunehmender Nachfrage sich vermehrte. 3
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