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1. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 84

1858 - Weimar : Böhlau
84 Der auf dem Bauernstand lastende Druck. gensatz gegen Luther und die Majorität der Reichsstände. Man beschloß ferner den Gottesdienst nach der Weise der Väter ungeändert aufrecht zu erhalten. Den Einfluß Luthers suchte man für die Zukunft unmög- lich zu machen. Dessen Bücher wurden aufs neue verboten. Allen Unterthanen der vereinigten Fürsten wurde die Universität Wittenberg bei schweren Strafen, sogar dem Verluste des Ecbtheils, untersagt. Auch die Mißbräuche, die eine so allgemeine Gährung veranlaßt hatten, war man abzustellen bedacht. Alle Erpreflungen der niedern Geistlichkeit, die das gemeine Volk so schwierig machten, wurden aufgehoben; die Verhältnisse der Pfarrer zu ihren Gemeinden sollten geordnet, die Fest- tage vermindert werden. Man verpflichtete sich zu sorgfältigerer Be- rücksichtigung persönlicher Würdigkeit bei der Anstellung der Geistlichen. Die Prediger wurden zu größerem Ernst, zur Verminderung aller Mähr- chen und unhaltbaren Behauptungen, die Priester zu sittlichem, unsträf- lichem Wandel angewiesen. Es waren diese Beschlüsse die erste Wirkung der Reformarionsbewegung auf die innere Erneuerung des Katholicismus. Worüber in Speier unter dem Gesichtspunkte der nationalen Einheit und ihrer Bedürfnisse zu Rathe gegangen, Beschluß gefaßt werden sollte, dar- über setzten hier die vereinigten Gewalten einseitige Maßregeln fest. Aber eben dadurch riß man sich los von der großen freien Entwickelung, in der die deutsche Nation begriffen war. Man versäumte in Rom nichts um den Kaiser zu gewinnen, und dieser verbot bei Vermeidung des Ver- brechens der beleidigten Majestät, Acht und Oberachr die Versammlung in Speier. Die deutschen Fürsten waren zum Theil unzufrieden mit dem Kaiser und uneinig unter einander. Die Einheit der Reichsregie- rung, welche mehr aus einem vertraulichen Verständniß der vorherrschen- den Fürsten, als auf Einrichtungen beruhte, löste sich ganz aus. In den durch die regensburger Beschlüsse vereinigten Gebieten begann die Ver- folgung, bald blieb man bei unblutigen Maßregeln stehen, bald schritt man auch zu den grausamsten Executionen. Dagegen that man auch auf der anderen Seite entschiedene Schritte. Die Städte beschlossen zuerst auf einem Städtetag zu Speier, daß von ihren Predigern nichts als das Evangelium gepredigt werden solle, dann auf einem Tag zu Ulm, sich gegen jeden Versuch zur Ausführung des wormser Edictes einander zu Hülfe zu kommen. Zu den Städten gesellte sich auch ein Theil der Grafen und Herrn, und auch eine Anzahl Fürsten erklärte sich auf eine dem regensburger Bündniß entgegengesetzte Weise. Markgraf Casimir von Brandenburg kam mit seinen Ständen überein, daß nur das heilige Evangelium und Gotteswort alten und neuen Testamentes nach rechtem wahren Verstand lauter und rein gepredigt werden solle. Landgraf Philipp von Hessen, welcher sich immer mehr in die eigenthümlichen Ansichten der neuen Lehre vertiefte, erklärte, er wolle eher Leib und Le- den, Land und Leute lassen, als von Gottes Wort weichen. Eine Hin- neigung zur neuen Lehre zeigten auch der Kurfürst von der Pfalz, der vertriebene Herzog von Wirtemberg, Herzog Ernst von Lüneburg, König Friedrich I. von Dänemark und endlich auch ein mächtiger geistlicher Fürst, der Hochmeister Albrecht von Preußen. Im Laufe der Jahrhunderte hatte die Ungerechtigkeit Lasten und Leistungen ohne Zahl auf das Volk gehäuft. Adel und Geist-
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