1858 -
Weimar
: Böhlau
- Autor: Zeiß, Gustav
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Aber 1531 griffen die fünf katholischen Kantone Zürich an und siegten
in der Schlacht bei Kappel, in welcher auch Zwingli getödtet wurde.
Durch den bald nachher geschloffenen Frieden erhielt die Reformation in
der deutschen Schweiz die Grenzen, in denen sie später geblieben ist.
Auf dem Reichstage zu Speier 1529 brachten es die Katholi-
schen durch Mehrheit der Stimmen zu dem Beschluß, daß diejenigen
Stände, in deren Landen die neue Lehre schon eingeführt sei, bis zu
einem künftigen Concil alle weiteren Neuerungen verhüten, die übrigen
aber an dem wormser Edict festhalten sollten. Da hierdurch die fernere
Ausbreitung der evangelischen Lehre für gesetzwidrig erklärt wurde, so
reichten die evangelischen Stände eine Protestation gegen den Be-
schluß ein, von welcher sie seitdem den Namen Protestanten erhalten
haben. Der Landgraf von Hessen betrieb, um für jeden Fall in guter
Verfassung zu sein, eine Verbindung aller evangelischen Stände, diese
aber scheiterte an dem Zwiespalt, der über das Abendmahl stattfand.
Die Wittenberger Theologen nahmen ihren Landesherrn gegen das Bünd-
niß ein, weil die oberländischen, der Lehre Zwingli's ergebenen Städte
an demselben Theil nehmen sollten. Der Landgraf hielt jedoch die Un-
einigkeit der Theologen für kein unübersteigliches Hinderniß und veran-
staltete ein Religions gespräch zu Marburg. Luther erschien mit
Melanchthon und mehreren anderen seiner Anhänger; auch Zwingli war
von einigen angesehenen Theologen begleitet. Am 2. Oktober 1529
nahmen die Verhandlungen ihren Ansang, sie führten jedoch nicht zu
dem gewünschten Erfolge. Es wurde nur beschlossen, daß die Streit-
schriften aufhören sollten.
In dieser Zeit drohte Deutschland von den Türken große Gefahr.
Nach dem Tode Mahommed's Ii., der seinen Thron 1453 nach Con-
stantinopel versetzt hatte, spielten die Türken als Eroberer lange eine
glänzende Rolle. Der grausame Selim I. (1512 — 1520) unterwarf
den größten Theil Kurdistan's und Mesopotamien's, Syrien und Aegyp-
ten. Sein Sohn Soliman I. der Prächtige, ein Herrscher von
großem Unternehmungsgeiste und hohem Muthe, griff Rhodus an, den
Sitz des Johanniterordenß, und zwang den Großmeister Philipp Vil-
liers de l'jsle Adam nach der heldenmüthigsten Vertheidigung zum
Abzüge (1522). Kaiser Karl räumte später den Rittern Malta ein. Mit
einem zahlreichen Heere drang Soliman nach Ungarn. Der König
Ludwig Ii. ging ihm mit geringen Streitkräften entgegen. Bei Mo-
hacs wurde 1526 das ungarische Heer vernichtet; der fliehende König
versank in einen Morast, wo er erstickte. Eine Partei der Ungarn wählte
den Woywoden von Siebenbürgen, Johann Zapolya, zum König,
eine andere den Erzherzog Ferdinand, den schon vorher die böhmischen
Stände zum König erhoben hatten. Als 1527 Ferdinand mit deutschen
Kriegern nach Ungarn kam, mußte Zapolya sich nach Siebenbürgen zurück-
ziehen. Er fand aber Hülfe bei dem gewaltigen Soliman. Dieser drang
1529 mit großer Heeresmacht in Ungarn ein, eroberte Ofen und er-
schien vor Wien. Nie war die Gefahr, welche dem Abendlande von
den barbarischen Eroberern drohte, so groß gewesen; aber alle Anstren-
gungen der Türken scheiterten an dem Heldenmuthe der Besatzung.
Die Protesta-
tion zu
Speier.
Das Reli-
gionsge-
sprach zu
Marburg.
Krieg mit den
Türken. Fer-
dinand König
von Ungarn.