1858 -
Weimar
: Böhlau
- Autor: Zeiß, Gustav
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Moritz er-
zwingt den
paffaucr Ver-
trag. Karl's
ketzier Krieg
gegen Trank-
reich. Mo-
ritzens Tod»
die dem Kaiser gestellten Hülfstruppen zurück. Als nun die päpstlichen
Legaten eine im März 1547 in Trident ausbrechende ansteckende Krank-
heit benutzten und daß Concil nach Bologna verlegten, glaubte der
Kaiser, daß ihn die päpstliche Curie hintergehen und die Fortsetzung des
Concils verhindern wolle. Er war bemüht, eine einstweilige Beilegung
der Religionßstceitigkeiten bis zum Schlüsse des Concils zu Stande zu
bringen und ließ von zwei katholischen Geistlichen und dem Hofprediger
des Kurfürsten von Brandenburg, Johann Agricola, eine Religionß-
vorschrist, das augsburger Interim genannt, ausarbeiten. Der In-
halt deffelben lief aus eine durch Wendungen und Ausdrücke versteckte
Billigung der katholischen Lehren hinaus. Als das Interim auf dem
Reichstage zu Augsburg am 15. Mai 1548 verlesen worden war, über-
gab der Kurfürst Moritz schriftliche Einwendungen dagegen, und andere
Fürsten, so auch der entsetzte Kurfürst Johann Friedrich, verweigerten die
Annahme deffelben. Die Protestanten nahmen das Interim mit Der-
achtung und Hohn auf, und auch die Katholiken waren unzufrieden mit
demselben, obgleich es der Kaiser auf die Anhänger des alten Glaubens
gar nicht angewendet wissen wollte. Nachdem der Kaiser auf dem Reichs-
tage zu Augsburg noch die Belehnung Moritzen's mit dem Kur-
fürstenthum Sachsen vollzogen hatte, hielt ec sich fast zwei Jahre in den
Niederlanden auf und ließ hier seinem Sohne Philipp, als seinem
künftigen Nachfolger, huldigen. Deutschland war während des Kaisers
Abwesenheit voll Bewegungen wegen des Interims. Die süddeutschen
Städte, die meisten protestantischen Gebiete des Rheinlandes, Westphalens
und Frankens mußten dasselbe annehmen, dagegen wurde es in Norddeutsch-
land allgemein verworfen. Der Kurfürst Moritz ließ für Kursachsen eine
neue Religionsordnung, das leipziger Interim genannt, ausarbeiten.
Der Mittelpunkt des Widerstandes wider das Interim wurde die reichs-
freie und reiche Stadt Magdeburg, deren Bürger die wegen ihres
Eifers wider das Interim vertriebenen lutherischen Prediger aufnahmen.
Von Magdeburg aus wurde eine Menge von Streitschriften wider das
Interim verbreitet. Der deßhalb erzürnte Kaiser hatte sckwn 1549 von
Brüssel aus Magdeburg in die Acht erklärt und übertrug auf einem
neuen Reichstag zu Augsburg 1550 dem Kurfürsten Moritz die Voll-
streckung der Acht. Auf diesem Reichstage zu Augsburg bemühte sich
auch der Kaiser seinem Sohn Philipp dereinst die römische Kaisecwürde
zu verschaffen. Das stolze, zurückhaltende, finstere Wesen Philipps machte
aber einen so widerlichen Eindruck, daß Karl die Hoffnung aufgab, seinen
Plan durchzusetzen. Im Spätjahr 1551 begab sich der Kaiser von Augs-
burg nach Innsbruck, um der Kirchenversammlung nahe zu sein, die der
Papst Julius Iii., der Nachfolger von Paul Iii., zu Trident am
31. August 1551 wieder hatte eröffnen lassen.
Der Landgraf von Hessen war noch immer der Gefangene des Kai-
sers, ja er wurde nach einem Fluchtversuch fast wie ein gemeiner Ver-
brecher behandelt. Diese lange Schmach des unglücklichen Fürsten er-
weckte großen und allgemeinen Unwillen, vorzüglich kränkte sie Moritz,
der seine Ehre und seine Freiheit für die seines Schwiegervaters ver-
pfändet und wiederholt den Kaiser um dessen Freilassung gebeten hatte.
Von dem Concil zu Trident befürchtete man Maßregeln gegen den