1858 -
Weimar
: Böhlau
- Autor: Zeiß, Gustav
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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nun zwar geschloffen, aber ein gegenseitiges Vertrauen batte sich durch ihn
nicht eingestellt. An Orten, wo Lutheraner und Protestanten zusammen-
lebten, herrschte zwischen beiden die feindseligste Spannung, und die
Partei, welche die stärkere war, bedrückte die andere bei jeder Gelegenheit.
Ferdinand gab sich mit wohlwollendem Sinne alle Mühe, den Religions-
frieden zu erhalten. Sein leutseliges, zuvorkommendes Benehmen, seine
Milde gewann ihm das Vertrauen der Stände. Auch in seinen Erb-
staaten, wo es viele Protestanten gab, enthielt er sich gewaltsamer Schritte.
Er bedurfte des Beistandes seiner Stände, besonders gegen die Türken
und bewies sich auch deshalb in Glaubenssachen nachsichtig. Bis an
sein Ende gab er die Hoffnung nicht auf, durch die von ihm angestrebte
Bewilligung des Laienkelchs und der Priesterehe die Kluft der Reli-
gionßtrennung, wo nicht zu beseitigen, doch zu mindern. Ferdinand I.
starb 1564. Von seinen Söhnen überließ er dem Erstgebornen, Maxi-
milian, Ungarn, Böhmen und Oestreich, Ferdinand erhielt Tycol
und Vorderöstreich, und der dritte, Karl, Steiermark, Kärnthen und
Kram.
Maximilian Ii. (1564 — 1576) war ein milder und menschen-
freundlicher Fürst, mit großen Gaben verband er einen edlen Eifer für
seinen wichtigen Beruf. Der evangelischen Lehre war er so zugethan,
daß man von ihm den Uebertritt zum Protestantismus erwartete. Auch
in seinen Erbftaaten handelte Maximilian gegen die Protestanten im
Geiste edler Duldung und gestattete den evangelischen Gottesdienst. Außer
dem Kaiserhause und den Herzögen von Baiern und Cleve waren die
mächtigern deutschen Fürsten nun sämmtlich protestantisch. Auch in den
Domkapiteln saßen viele protestantisch Gesinnte und es wurden deshalb
bei Erledigungen zuweilen evangelische Bischöfe gewählt. Allein bereits
zu Ferdinand'ß L Zeiten hatten sich die Jesuiten in Deutschland mit
ungemeiner Schnelligkeit ausgebreitet. In kurzer Zeit hatten sie in
Oestreich, Böhmen, Baiern und in den Gebieten der geistlichen Kur-
fürsten eine Menge Collegien und Seminarien. Durch die Jesuiten wur-
den nicht nur die Katholiken bei dem alten Glauben festgehalten, sondern
auch viele Protestanten zur alten Kirche zurückgeführt.
Nach Maximilian's Regierungsantritt brach auch der Krieg mit
den Türken wieder aus. Maximilian und der greise Soliman rück-
ten 1566 mit großer Heeresmacht in Ungarn ein; doch kam es zu keinem
entscheidenden Treffen. Die Türken belagerten Sziget, welches der
Graf Zrini mit heldenmüthiger Tapferkeit vertheidigte. Zrini starb den
schönsten Heldentod und überließ den Türken nur einen Schutthaufen.
Soliman war einige Tage vor dem Falle Sziget's gestorben. Im näch-
sten Jahre wurde ein Friede geschlossen; Maximilian blieb im Besitze
dessen, was er in Ungarn inne hatte, mußte aber dem Sultan jährlich
ein Geschenk von 30,000 Dukaten senden. Unter Maximilian's Regie-
rung stürmte noch einmal der entzügelte Geist des Fehdelebens durch
Deutschland. Der fränkische Reichscitter Wilhelm von Grumbach
war mit dem Bischof von Würzburg in Streit gerathen und wollte die-
sen bei einem Ausritt gefangen nehmen lassen. Der Ueberfallene wurde
aber durch die Kugel eines Reiters getödtet. Der wegen dieser Gewalt-
that sammt seinen Gesoffen mit der Acht belegte Grumbach fand Auf-
Maximiliann.
Die grum-
bachischen
Händel.