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1. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 143

1858 - Weimar : Böhlau
143 und von den Künsten friedlichen Erwerbes keinen Begriff hatten, waren die Feinde der sich allmälig bereichernden Städte und widersetzten sich jedem Binnenverkehr, welchen die Städte einrichten wollten. Diese Hin- dernisse wirkten dahin, daß zunächst die dem Meer nah gelegenen Städte ihr Augenmerk nach fremden Ländern und fremden Märkten richteten, wo sich ihrer Handelßthätigkeit ein ergiebiges Feld öffnete. Trotzdem hat ein innerer Handel bestanden, wenn auch von geringerem Umfang, als der auswärtige. Die deutschen Städte, welche nach und nach dem Bunde beitraten, gewährten einander einen freien wechselseitigen Verkehr und sonstige Erleichterungen. Sie sorgten für Herstellung besserer Straßen, besonders für Anlage von Kanälen. Der hansische Verkehr drang ge- wiß so weit in das Innere Deutschlands als die dem Bund angehörigen Städte lagen, also nach Sachsen und Thüringen, wo Erfurt, Zerbst und Magdeburg die Handelsplätze bildeten. Nach Polen, Lithauen, Schlesien, Böhmen und Ungarn gelangte man durch Vermittlung von Frankfurt, Breslau und Krakau. Köln und die westfälischen Städte herrschten am Rhein. Mit Oberdeutschland scheint der Verkehr nie bedeutend gewesen zu sein, indem die dortigen Städte mit .eigner Kraft ihre Handelswege östlich nach Ungarn, westlich nach den Niederlanden, südlich nach Italien einschlugen. Der hansische Handel mit deutschen Fabrikaten und deut- schen Bodenprodukten war dem mit ausländischen Erzeugnissen unterge- ordnet. Außer groben Tuchen mögen Metallarbeiten, besonders Guß- sachen zum Absatz in fremde Gegenden gefertigt worden sein. Beträcht- lich war die Versendung von Bier nach den nordischen Ländern. Von den Ostseehäfen wurde Getraide ausgeführt. Köln und die andern Hanse- städte des Niederrheins versendeten Rhein- und Moselweine in die Fremde ebenso Leinwand aus Westphalen, während die sächsische Leinwand meist über die nordöstlichen Städte ausgeführt wurde. Auch Färbestoffe wie Safran und Waid, Handelsgewächse wie Senf und Hopfen, Bergbau- produkte, westphälische Eisenwaren und die sogenannten Nürnberger Ar- tikel sind bisweilen von den Hansen auf auswärtige Märkte verführt worden. Doch wie groß oder gering man auch den inneren Verkehr annehmen mag, die Handelsherrschaft des Bundes beruhte einzig und allein auf dem bedeutenden Zwischenhandel zwischen entfernten fremden Ländern. Die Herrschaft in den nordischen Reichen und die Begünstigungen im Westen setzten die Hansen in den Besitz eines Verkehrs, welcher ihnen daselbst ausschließlich zustand. Die See war mehr das Element ihrer Größe, als das Land. Sie haben den Schiffsbau, wenn auch nicht ver- vollkommnet, doch thätiger betrieben, als irgend ein andres Volk des Nordens. Zum Schutz ihres auswärtigen Handelsmonopols hatten sie sehr zweckentsprechende Statuten. Für die Sicherheit des Seehandels haben die Hansen die rühmlichsten Anstrengungen gemacht. Den Untergang des Bundes bewirkten innere und äußere Ur- sachen. Von Innen waren dem Bunde die Gebrechen seiner Verfassung nachtheilig. Bei der Eifersucht jeder Stadt auf ihre Freiheit und ihr eignes Interesse konnte eine unabhängige und energische Centralgewalt sich nicht ausbilden. Wenn trotz der beinahe anarchischen Verfassung der Bund zu so außerordentlichen Erfolgen gelangte, so erklärt sich dies einmal da- durch, daß bisweilen ein besserer, Geist durchbrach und das eintretende Interesse aller die gemeinschaftlichen Zwecke mit Glück verfolgen ließ,
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