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1. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 153

1858 - Weimar : Böhlau
153 in Magdeburg war, Onturms Magdeburgenses genannt wurde. Um Geschichte mit Geschichte zu bekämpfen schrieb der Kardinal Baronius Jabrbücher der päpstlichen Kirche (Annales) und der Mönch Pagi eine mehrere Folianten füllende Kritik von Baronius Werke. Ein sehr schätzbares Werk ist >die Geschichte des tridentinischen Concils von Fra Paolo Sa rpi. Alle Astronomen des Mittelalters hatten an dem System deß Pto- lemäuß festgehalten, nach welchem die Erde der Mittelpunkt unseres Planetensystems ist. Ein Deutscher, Copernikuß aus Thorn in Preußen (1473— 1543) erklärte durch die Hypothese, daß die Erde sich um die Sonne bewege, alle Bewegungen der Himmelskörper auf eine einfache und natürliche Weise. Der Däne Tycho de Brahe, welcher zuletzt bei Kaiser Rudolf Ii. lebte und sich um die Universität Prag Verdienste erwarb, suchte einen Mittelweg zwischen den Hypothesen des Ptolemäus und Copernikuß. Dagegen billigte Johann Keppler, aus Weil in Würtemberg (1571—1630) das copernikanische System und entdeckte die Gesetze des Laufs der Planeten und deren Trabanten, auf welche die ganze neue Theorie des Laufs der Weltkörper sich gründet. Für die Naturgeschichte brach Conrad Ges n er aus Zürich (gest. 1565) mit unermüdlichem Forschungsgeiste die Bahn. In der Arznei- kunde machte Theophrastus Paracelsus, gleichfalls aus der Schweiz (gest. 1541), Epoche, indem er die Chemie bearbeitete und sie auf die Heilkunst anwenden lehrte. Schade, daß er zugleich ein Schwärmer und Großsprecher war. Ueberhaupt war das Zeitalter dem Bestreben zuge- than, durch Alchymie, Magie und Astrologie die dem menschlichen Geiste gesetzten Schranken zu überschreiten. Melanchthon selbst stellte Horoskope und unternahm nichts Wichtiges, ohne vorher die Planeten zu Rathe gezogen zu haben. Die Alchymisten hofften den Stein der Weisen zu finden, der nicht bloß die Anweisung Gold zu machen, sondern auch die, sich eine ewige Jugend zu verschaffen, enthalten sollte. Eine traurige Wirkung des herrschenden Aberglaubens waren die vielen Hexenprocesse, die im sech- zehnten Jahrhundert noch sehr häufig vorkamen. Indem wir uns zu der deutschen Literatur wenden, haben wir zu- erst die Entstehung der neuhochdeutschen Sprache zu erwähnen. Mit dem Verblühen der höfischen Kunstpoesie hatte auch das Mittelhoch- deutsche seine Bedeutung als Sprache der Poesie verloren und es hatten die landschaftlichen Dialekte wieder Geltung erhalten. Für Wissenschaft- liche Werke behauptete die lateinische Sprache ihr altes, durch den er- wachten Eifer für die humanistischen Studien neu befestigtes Ansehen. Wer deutsch schrieb, bediente sich der Mundart der Landschaft, in welcher er ausgewachsen war. In der Gegend südlich vom Harz berührten sich die Mundarten des südlichen und deß nördlichen Deutschland. Daß diese Gegend die Wiege der Reformation wurde, das veranlaßte die Aus- bildung des Neuhochdeutschen. Luther hat diese neue Sprache mit wahrhaft genialer Kraft zu Stande gebracht; er bildete die Sprache des Volkes zur Schriftsprache aus und drückte ihr die Kraft seines Geistes, die Wärme seines Gemüths auf. Durch Luthers Bibelübersetzung erlangte das Neuhochdeutsche zuerst in den deutsch-protestantischen Län- dern, dann durch den fortdauernden Vorrang der Protestanten in Wissen- Deutschc Lite raiur.
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