1858 -
Weimar
: Böhlau
- Autor: Zeiß, Gustav
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): Jungen
stimmten überein in ihrem Hasse gegen ihre Widersacher, aber bei den
Großen herrschte Ehrsucht vor, bei den Bürgern häufig daß Verlangen
nach Bereicherung durch Kirchengüter. Als ein aufgefangener Brief den
Plan des Hofes verrieth, den Prinzen von Conds und den Admiral
Coligni gefangen zu nehmen, und als ein königliches Ediet bei Todes-
strafe jeden anderen Gottesdienst als den katholischen untersagte, brach
der dritte Hugenottenkrieg (1569 —1570) aus. In einer Schlacht
bei dem Städtchen "Jarn ae an der Charente (1569) fiel Conds. Die
edle und kluge Königin Johanna von Navarra stellte den Häuptern
der Hugenotten ihren Sohn, Heinrich von Navarra, einen hoff-
nungsvollen Jüngling von 16 Jahren, vor, und unter dessen Namen
leitete der Admiral Coligni die Angelegenheiten der Hugenotten. Es
kam der dritte Religionsfriede zu St. Germain en Laye (1570) zu
Stande. Es wurde den Hugenotten freie Religionsübung auf der Grund-
lage des Ediets von Ambosse und zu ihrer Sicherheit die Besetzung von
vier Plätzen, La Röchelte, La Charits, Montauban und Cognae, zu-
gestanden.
Der Hof zeigte eine für die Hugenotten so günstige Gesinnung, daß
die Wohlgesinnten hofften, Eintracht und Duldung würden in das ihrer
so bedürftige Frankreich zurückkehren. Karl Ix. wurde 1570 mit Eli-
sabet, der Tochter des Kaisers Maximilian Ii., vermählt, und Heinrich
von Navarra mit des Königs Schwester Margareta verlobt. Mit
der größten Höstichkeit wurde Heinrichs Mutter, die kluge Königin von
Navarra, vom Hofe empfangen. Auch der Admiral Coligni wurde
zu einer Zusammenkunft mit dem König eingeladen, von diesem mit
Freundlichkeit aufgenommen und reich beschenkt. Coligni wußte, daß
der König der lästigen Vormundschaft seiner Mutter erledigt zu werden
wünschte und auf das Ansehen seines Bruders Heinrich von Anjou eifer-
süchrig war, und baute darauf seine Hoffnung, großen Einfluß auf den
König zu gewinnen. Unter den Vorbereitungen zur Vermählung des
jungen Heinrich von Navarra starb dessen Mutter, Johanna von
Navarra (9. Juni 1572). Es ging ein Gerücht, daß sie durch ein
Paar Handschuh vergiftet worden sei, aber die Leichenöffnung zeigte
keine Spur von Gift. Im Juli kamen Heinrich von Navarra und der
Prinz Heinrich von Conds, von vielen ealvinistischen Edelleuten begleitet,
nach Paris, und am 18. August 1572 erfolgte die Vermählung
Margareta'ß mit Heinrich von Navarra. Auch Coligni hatte
sich in Paris eingefunden und schien den König ganz für sich eingenommen
zu haben, indem er diesem vorstellte, es sei Zeit, daß er selbst die Zügel
der Regierung ergreife. Das erregte die Eifersucht von Coligni's Gegnern.
Ein Meuchelmörder schoß nach dem Admiral, als dieser aus dem Louvre
kam (22. August). Die Kugel nahm dem Getroffenen den Zeigefinger
der rechten Hand weg und verwundete dann den linken Arm. Der
Meuchelmörder war gedungen von der Königin Katharina und der
Wittwe des Herzogs Franz von Guise, welche ihre Söhne, den
Herzog von Anjou und den jungen Herzog von Guise ins Geheimniß
gezogen hatten. Der Vorfall machte das größte Aufsehen, die beiden
bourbonischen Prinzen eilten bestürzt zum König. Dieser versicherte mit
Schwüren, daß ihn das Vorgefallene mehr als sie selbst schmerze. Gleiche
Schwüre that er auch dem Admiral, den er besuchte.