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1. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 217

1858 - Weimar : Böhlau
217 förmlich besannt zu machen, und stellte so nachdrücklich den Schaden vor, der dem Lande daraus erwachsen könnte, daß der Kaiser wenigstens den Namen der Inquisitoren aus der Verordnung streichen ließ. Trotz dieser Gründe zum Mißvergnügen bestand doch zwischen Karl V. und seinen niederländischen Unterthanen ein sehr gutes Verhält- niß. Er war unter ihnen geboren; ec sprach niederländisch als Mutter- sprache; er liebte das Volk und dessen Sitten und gab sich bei den Festlichkeiten der Städter gern und gefällig den oft derben Bezeugungen ihrer Freude hin. Er war stets Freund und Gönner der großen Herrn des Landes, er verkehrte mit ihnen wie der Erste unter Gleichen; er zog die Niederländer überall vor und vertraute ihnen die wichtigsten Stellen. Ganz anders als Karl verfuhr sein Sohn Philipp, welchem 1555 die Regierung der Niederlande übergeben wurde. Philipps Stolz, seine steife Förmlichkeit, seine Unzugänglichkeit schreckte die Niederländer zurück. Von seinem despotischen Sinne glaubten sie alles für ihre Verfassung fürchten zu müssen, und besonders fühlte sich der Adel verletzt, weil mehrere der bedeutendsten Stellen mit Spaniern besetzt wurden. Hatte schon Karl blutige Verfolgungen der Ketzer angeordnet, so ging Philipp in seiner Unduldsamkeit noch ungleich weiter, da er die Ausrottung der Ketzerei für eine heilige Pflicht hielt. Mit Bestürzung sah das Volk die Glaubensgerichte der spanischen Inquisition immer ähnlicher werden. Als Beweis der Ketzerei genügte die Anschuldigung von zwei Zeugen oder eines Jnquisitionsrichters. Der Leugnende mußte die Qualen der Folter erdulden. Mit kirchlicher Pracht wurde das Auto da Fe gehalten. Singende Schüler eröffneten den Zug; Büßende, welche nur eine§ leich- ten Vergehens gegen die römische Kirche angeklagt waren, schlossen sich ihnen an. Dann folgten die für den Scheiterhaufen bestimmten Unglück- lichen. jeder von zwei betenden Mönchen begleitet. Der Adel der Um- gegend, die königlichen Beamten, die Geistlichkeit, endlich die Richter mit der Blutfahne beschlossen den Zug. Bei allen Klassen des Volkes steigerte sich der Haß gegen diese Glaubensgerichte, ihn theilten die Ka- tholiken mit den Anhängern von Luther und Calvin. Als sich Philipp Ii. 1559 von den Niederlanden nach Spanien begab, ließ er 4000 Spanier zurück, welche mit spanischer Willkür Bürger und Landmann drückten. Die Statthalterschaft der Niederlande übergab er seiner Halbschwester Margareta, Herzogin von Parma. Margareta war der katholischen Religion streng zugethan, sie besaß einen kräftigen, männlichen Geist, kannte die Denkart und Sitten der Nieder- länder und zeigte sich gewandt in Geschäften. Unweiblich erschien an ihr ein Knebelbärtchen und die leidenschaftliche Liebe zur Jagd. Den einzelnen Provinzen standen Statthalter vor. Ueber Holland, Seeland und Utrecht war Wilhelm von Nassau-Oranien gesetzt, geboren 1533 in Dillenburg, Sohn eines evangelischen Vaters, in Brabant, Holland und Geldern reich begütert. Schon als Kind gefiel er Karl V. so, daß dieser ihn unter seine Edelknaben aufnahm und katholisch erzie- hen ließ. Als junger Mann besaß Wilhelm die Gunst und das Ver- trauen des Kaisers. Karl gestand, daß er dem Jüngling manchen treff- lichen Rath verdanke; auch auf Wilhelms Kriegstalent vertraute er und machte ihn zum Oberbefehlshaber des niederländischen Heeres. Was Karl V. an Wilhelm geschätzt hatte, Ruhe, Schweigen, Rastlosigkeit deß
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