1858 -
Weimar
: Böhlau
- Autor: Zeiß, Gustav
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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seinem Günstling, dem Herzog von Lerma. Durch die gänzliche
Vertreibung der Moriscos verlor Spanien 800,000 seiner fleißigsten Be-
wohner. Bevölkerung und Wohlstand nahmen ab, die Regsamkeit des
Seehandels war dahin. Der Erzherzog Albrecht übernahm die Regie-
rung der südlichen Provinzen der Niederlande; der Krieg mit den nörd-
lichen dauerte fort. Das Glück der Holländer zur See, der immer
drückendere Gelvmangel bewog Spanien 1609 mit den vereinigten Nie-
derlanden einen Waffenstillstand auf zwölf Jahre zu unterzeichnen.
Holland (nach diesem einzelnen Staate wurde häufig die Republik ge-
nannt) behauptete die im Kriege erworbenen Handelsverbindungen in
Ostindien. Als Lerma 1618 von seinem eigenen Sohn, dem Herzog
von Uzeda, gestürzt wurde, zeigten sich die entsetzlichen Folgen seiner
Verwaltung. Philipp Iii. klagte, aber zu helfen vermochte er nicht.
Als der Aufstand in Böhmen erfolgte, glaubte der katholische König
der Kirche und dem Kaiser seine Unterstützung nicht versagen zu dürfen.
Als ein achtzehnjähriger Jüngling bestieg Philipp Iv. (1621 Pmlipp iv.
bis 1665) den Thron. In Gesellschaft von Frauen rmd im Genusse von
stets abwechselnden Lustbarkeiten aufgewachsen, überließ Philipp Iv. die
Regierung einem Günstling. Es war dies Don Gaspar de Guzman,
Graf von Olivarez, der bald zum Herzog ernannt wurde. Er war
unternehmend, muthig und beredt, aber hochmüthig und herrschsüchtig;
er suchte den gesunkenen Wohlstand Spaniens wieder zu heben, war
aber rücksichtslos in der Anwendung der Mittel. Olivarez scheute kein
Opfer, um zu dem Siege Oestreichs über den Protestantismus beizutra-
gen. Dazu kam der Wiedecausbruch des Krieges mit Holland. Die
Verschwendung des Hofes, der Verfall des Handels, die Stockung der
Gewerbe, die Untüchtigkeit der Beamten, die für die Armeen und
Flotten nöthigen Summen zehrten am Marke Spaniens. Seit dem
Waffenstillstände von 1609 waren die Niederlande zu rascher Blüthe ge-
langt. Gestärkt durch Handelßbündniffe mit nahen und fernen Staaten
wurden die freien Männer sich ihrer Kraft bewußt. Bis dahin hatten
die einzelnen Provinzen eine von einander unabhängige, aristokratische
Verwaltung gehabt. Jetzt hielten viele Freunde des Vaterlandes für
rathsam, die höchste Gewalt einer von allen Landestheilen besetzten Be-
hörde, den Generalstaaten, zu überweisen, während die Anhänger des
Hauses Oranien diesem die unbeschränkte Gewalt zu übergeben wünsch-
ten. In Folge der hieraus entstandenen Gährung geschah es, daß
religiöse Streitfragen eine politische Färbung annahmen und die Veran-
lassung zur Umwandlung der inneren Verhältnisse der Republik boten.
Gegen die von Franz Gomarus, Professor an der Hochschule zu
Leyden, vertheidigte Lehre von der Prädestination erhob sich der an der
nämlichen Hochschule lehrende Jakob Arminius. An der Spitze der
Arminianer oder Remonstran ten stand der Pensionarius Olden-
barneveld, während Moritz von Oranien den Widerstand der de-
mokratischen Contra - Remonstranten oder Gomarianer leitete.
Eine Synode zu Dortrecht verwarf die Lehre der Arminianer und
schloß diese von der Kirchengemeinschaft aus. Der greise Oldenbarneveld
mußte 1619 sein Haupt dem Ehrgeize von Moritz zum Opfer bringen;
der zur ewigen Haft verurtheilte Hugo Grotius, Pensionarius von