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1. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 267

1858 - Weimar : Böhlau
267 die Autorität des Papstes anerkannten. Seine Tyrannei traf außer den Dissidenten zunächst den hohen Adel. Das Parlament wurde durck ihn geknechtet, jeder Widerspruch gegen den königlichen Willen galt für Hoch- verrath. Trotz seines Despotismus besaß Heinrich die Liebe des Volkes, weil er den Bürgern freien Zutritt gestattete und mit Offenheit zu ihnen sprach. Heinrich Viii. starb 1547. Da Eduard Vi. (1547—1553), Heinrichs Sohn, noch nicht zehn Jahre alt war, so leitete ein Rath von 16 Personen die Regierung, bis, um Einheit in die Verwaltung zu bringen, Lord Seymour, Herzog von Sommerset, ein Oheim des Königs, vom Rath zum Protektor ernannt wurde. Bei Sommersetß Hinneigung zur neuen Kirche wurde die Reformation begünstigt und der junge König nur von Protestanten umgeben. Die Privatmeffe und die Anrufung der Heiligen wurde abge- schafft, die Ohrenbeichre für gleichgültig erklärt, der Genuß des heiligen Abendmahls unter beiderlei Gestalt, sowie die Priesterehe verstattet. Sommerset, welcher durch seinen Stolz allgemeine Unzufriedenheit erregt hatte, wurde 1549 durch den Grafen Wa rwick gestürzt, später, als er die Gunst des Königs wieder erlangt hatte, nochmals angeklagt und 1552 hingerichtet. Der zum Herzog von Northumberland ernannte Warwick besaß nun alle Gewalt. Auch unter ihm fuhr Cranmer fort, die Lehre und den Kultus von den Resten des papistischen Systems zu reinigen. Zwei und vierzig Artikel wurden als Inbegriff des neuen Glaubens allen Engländern vorgeschrieben. Northumberland bemühte sich die Krone an sein Haus zu bringen. Er bestimmte den schwächlichen König mit Uebergehung seiner beiden Schwestern Maria und Elisabet, die schöne und tugendhafte Johanna Gray, eine Enkelin der jüngeren Schwester Heinrichs Viii., in seinem Testament zu seiner Nachfolgerin zu ernennen. Mit Johanna Gray vermählte Northumberland seinen vierten Sohn Guilford Dudley. Bald nachher starb Eduard Vi. 1553. Northumberland berief alsbald Johanna Gray nach London und machte sie mit Eduards letztem Willen bekannt. Die bescheidene, erst sechzehn Jahr alte Frau hörte staunend die Erörterungen Northumbec- lands; dann bat sie wehmüthig, sie nicht aus dem stillen häuslichen Glücke durch den Glanz einer Krone zu locken, auf welche zwei Töchter Heinrichs Viii. unbestreitbares Recht besäßen. Doch durch die dringen- den Vorstellungen ihres Gemahls bewogen, begab sie sich, dem Herkom- men gemäß, nach dem Tower, wo alle Räthe sich einzufinden gezwungen waren, und setzte die Krone auf ihr Haupt. Ihre Regierung dauerte jedoch nur neun Tage. Als Herolde in den Straßen von London Io- Hanna als Königin ausriefen, wurde kein Laut des Jubels gehört. Denn Northumberland war verhaßt und das Recht Maria's auf die englische Krone fast unbestritten. Maria war wegen ihrer Mutter und wegen ihrer fanatischen An- hänglichkeit an die katholische Religion wie eine Gefangene behandelt worden. Jetzt wurde sie von dem Graf Arundel, welcher heimlich Ka- tholik war, von allem, was in London vorging, unterrichtet. Sie be- seitigte die wegen ihres Eifers für den Katholicismus im Volke vorhan- denen Besorgnisse durch die Erklärung, daß sie die Kirchengesetze Eduards Vi. Eduard Vi Maria.
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