Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 274

1858 - Weimar : Böhlau
274 Maria entschied sich für den Lord Darnley, der mit ihr verwandt war. Darnley war ein schöner Jüngling von zwanzig Jahren und in allen Ritterkünsten geübt, aber bei dem Volke verhaßt, weil er die An- hänger der römischen Kirche begünstigte. Sobald Darnley als König Heinrich die Krone von Schottland trug, zeigte er sich gemein in seinen Sitten wie in seinen Vergnügungen, ausschweifend und dem Trünke er- geben, beschränkt und doch sehr von sich eingenommen, herrschsüchtig und undankbar gegen seine Gemahlin. Bald trat ein Mißverhältniß zwischen den Gatten ein, welches um so größer wurde, da Darnley in Eifersucht gegen den Italiener Rizzio erglühte. Dieser hatte anfangs in der Kapelle Maria's gedient, war dann von der Königin zum Geheimschrei- der und endlich zum Vertrauten erhoben worden. Prahlerisch rühmte er sich seines Einfluffes und seiner Vertraulichkeit mit der Königin. Die Begünstigung dieses Mannes von niederer Herkunft, und noch dazu eines Fremden und Katholiken erregte die Eifersucht deß schottischen Adels; man betrachtete ihn als einen gefährlichen Feind des protestantischen Glaubens, zumal da man wußte, daß er mit dem Papste in Briefwechsel stand. An der Spitze einer Anzahl von Verschwornen drang Darnley eines Abends (1566) in das Gemach der Königin, ließ den Nebenbuhler von ihrer Seite wegreißen und in einem anstoßenden Zimmer ermorden. Anfangs wurde Maria in ihrem Schlosse wie eine Gefangene bewacht, sie entwich aber, sammelte eine Schaar von Getreuen, kehrte mit ihnen nach Edinburg zurück und zwang die Mörder Rizzio's zur Flucht. Einige Monate nach Rizzio's Ermordung wurde Maria von einem Sohn entbunden, der später unter dem Namen Jakob Vi. ihr Nachfol- ger wurde. Von den Herrn am Hofe zu Edinburg besaß keiner in so hohem Grade die Gunst der Königin, als der Graf von Bothwell. Er war einer der mächtigsten Edelleute des Königreichs, kühn und unternehmend, aber ausschweifend und lasterhaft. Von ihrem Gemahl lebte Maria ge- trennt. Als Darnley 1567 zu Glasgow erkrankte, besuchte ihn die Kö- nigin und nahm ihn mit nach Edinburg, wo sie ihm unter dem Vor- wände, daß das Geräusch der Hauptstadt seine Genesung hindere, ein Landhaus als Wohnung einrichtete. Acht Tage pflegte sie ihn mit aller Sorgfalt. Am 9. Februar 1567 brachte sie die Nacht im Palaste zu, um der Hochzeit eines Hoffräuleins beizuwohnen, und in derselben Nacht wurde das Landhaus durch eine Pulvermine in die Luft gesprengt und Darnley's Leichnam nicht weit davon in einem Garten gefunden. Allgemein war die Ueberzeugung, daß Bothwell der Anstifter dieser schwarzen That sei; der Verdacht der Theilnahme traf auch die Königin. Der Graf Lennox, der Vater des Ermordeten, klagte Bothwell und und einige andere förmlich des Mordes an; ec erschien aber in der Ge- richtssitzung nicht, weil er die nöthigen Beweise nicht so schnell hatte herbeischaffen können und weil die Mitglieder des Mordbundes einige tausend Mann aufgeboten hatten. Bothwell wurde daher freigesprochen, er blieb im Besitz seiner Würden, ja er bewog sogar die angesehensten Pairs eine Urkunde zu unterschreiben, in welcher die Königin um ihre Vermählung mit Bothwell ersucht wurde. An der Spitze von 1000 Be- waffneten überfiel Bothwell die Königin auf einer Reise, führte sie nach dem Schlosse Dunbar und bewog sie, sich mit ihm zu vermählen. Er
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer