1858 -
Weimar
: Böhlau
- Autor: Zeiß, Gustav
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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schilderte den Bauern die Gräuelthaten in Stockholm, er ermahnte sie,
sich wie ihre ruhmwürdigen Vorfahren aufzumachen und das fremde Joch
abzuwerfen. Die Bauern waren bewegt, wollten aber erst wissen, wie
ihre Nachbarn gesonnen wären. Gustav Wasa ging nun nach Mora,
dem volkreichsten Kirchspiel in diesen Thälern, aber hier hatte seine Be-
redtsamkeit noch geringeren Erfolg, und er setzte seine Flucht fort. Bald
nachher erschien eine Schaar von hundert Dänen, die mit Ungestüm den
Flüchtling suchten. Ihr hartes Verfahren erbitterte das Landvolk, man
zog die Sturmglocke und in kurzem waren gegen tausend bewaffnete
Bauern beisammen, die sogleich auf die Dänen losgingen und sie zu dem
Versprechen zwangen, Gustav Wasa kein Leid zuzufügen. Einige Tage
nachher kam ein schwedischer Kriegsmann nach Mora und erzählte, der
König werde nächstens eine Blutreise durch ganz Schweden machen;
auf jedem Lehnhofe sollten Galgen errichtet werden, eine große Schatzung
sei bereits ausgeschrieben. Seine Reden wurden durch einen Edelmann
bestätigt, der das Blutbad in Stockholm mit angesehen hatte und die
Grausamkeit des Königs nicht fürchterlich genug schildern konnte. Jetzt
wurden die Dalekarlen von Schrecken und Wuth fortgerissen; einige eich
ten Gustaven auf Schlittschuhen nach strafen ihn, als er sich einen Weg
über das Gebirge nach Norwegen suchte, und brachten ihn nach Mora
zurück. Dort ernannten ihn die Bauern der Thallande zu ihrem und
des schwedischen Reiches Herrn und Hauptmann. Zweihundert Mann
erboten sich, ihm zu folgen. Durch kleine, glückliche Kämpfe wuchsen
Vertrauen und Muth. Bald schloffen sich immer mehr Bauern an.
Gustav lehrte seine Leute bessere Waffen schmieden und in geschlossenen
Gliedern fechten und zwang sie zu strenger Mannszucht. Schwedische
Officiere und Soldaten gingen von des Königs Heer zu ihm über, und
seine Macht wurde bald so stark, daß er sie theilen und mehrere von den
Feinden besetzte Schlösser zugleich angreifen konnte. Alle besseren ver-
einigten sich, die Parteien schwanden, die bisher das Land zerrissen hat-
ten, auch der Adel stellte sich auf die Seite der Freiheitsmänner und
schwur dem Reichsverweser Treue. Bald war auf dem flachen Lande
die Herrschaft der Dänen vernichtet; nur Stockholm, Abo und Calmar
hielten sich noch, weil sie der dänischen Flotte zugänglich waren. Zwei
Jahre wurde Stockholm belagert. Auf Gustavs Bitten sandten die Lü-
becker zehn wohlausgerüstete Schiffe und neunhundert Mann Landtrup-
pen, aber sie hatten dabei mehr ihre Handelsvortheile im Auge, und es
mußten ihnen harte Bedingungen zugestanden werden. Noch war Stock-
holm nicht erobert, da erhoben sich die Jüten gegen Christian Ii., der
dänische Reichsrath entsetzte ihn der Regierung und übertrug die Krone
an dessen Oheim, den Herzog Friedrich von Holstein. Aber die Schwe-
den erkannten Friedrich I. nicht an, sondern ernannten auf dem Reichs-
tage zu Strengnäs (1523) Gustav Erichson Wasa zu ihrem
König. Gegen Ende dieses Jahres war ganz Schweden vom Feinde
befreit und mit Friedrich I. wurde 1524 Friede geschlossen.
Zwei junge Schweden, Olaus und Lorenz Petri, die in Wit-
tenberg Luthers Zuhörer gewesen waren, hatten schon seit 1519 gegen
Mißbräuche und Ablaß zu predigen angefangen. Doch viele im Volke
waren mit dem Predigen der neuen Lehre unzufrieden, dazu kamen die
Steuerforderungen, zu welchen sich Gustav genöthigt sah, und eine