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1. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 291

1858 - Weimar : Böhlau
291 Die Bischöfe, welche der Wahl Christians widerstrebt hatten, galten als die Urheber aller dieser Leiden. Von dem Reichstage wurden sie jetzt gezwungen, auf ihre Würde zu verzichten, und ihre Güter wurden zur Tilgung der Staatsschuld und zur Erhaltung evangelischer Schulen und Kirchendiener verwandt. Der Adel erhielt die Bestätigung seiner großen, die königliche Gewalt beschränkenden Vorrechte. Der nach Däne- mark berufene Freund Luthers, Johann Bugenhagen, entwarf eine neue Kirchenordnung. Die Reformation wurde nun auch in Norwegen und etwas später in Island eingeführt. Die königliche Gewalt wurde unter den folgenden Königen Friedrich Ii. und Christian Iv. durch den Adel noch mehr beschränkt. Der Handel der Hansa sank immer mehr, die Eingebornen fingen an sich selbst in Handelsgeschäften zu versuchen, und die Ankunft engli- scher und holländischer Schiffe eröffnete eine freiere Konkurrenz. Ein großes Hinderniß für die volkswirthschaftliche Ausbildung des Landes lag in seiner feudal-aristokratischen Verfassung. Der Adel beengte ebenso die monarchische Gewalt, als er den Bürger- und besonders den Bauernstand niederdrückte und jeder politischen Vertretung beraubte. Der Zustand des letzteren war in Dänemark vollkommne Leibeigenschaft, in Norwegen da- gegen glückte es ihm, sich von derselben frei zu halten. Bei solchen Zuständen war es mit dem Hauptnahrungßzweig des Landes, dem Acker- bau, schlecht bestellt. Nur die deutschen Provinzen Schleswig und Hol- stein, allenfalls auch Jütland, waren ergiebig an Korn, die dänischen Inseln sowie Norwegen erzeugten nicht genug zu ihrem Bedarf. Bester als mit dem Ackerbau stand es mit der Viehzucht. Für den Handel gewährte Norwegen eine mannigfaltigere und reichere Ausbeute an Bodenprodukten. Des Pelzes wegen verlohnte sich die Jagd auf Biber und Elennthiere. Norwegische Butter war gesucht, und die Fischerei bedeutend, seit der Häring sich in die Nordsee gezogen hatte. Herrliche Tannen- und Fichtenwälder lieferten Holz zur Ausfuhr für den zunehmenden Schiffsbau in England und Holland. Der Bergbau erweiterte sich, Christian Iii. rief deutsche Bergleute ins Land. Nor- wegen hat von der Natur alle Bedingungen zum Schiffsbau und See- gewerbe. Nachdem das hansische Joch gebrochen war, machte der na. türliche Beruf sich allmälig geltend. Die dänische Regierung fing an zu erkennen, daß einem Jnsellande wie Dänemark zur Erlangung kommer- zieller Unabhängigkeit wie zur Behauptung seiner politischen Selbständigkeit eine Seemacht nöthig sei. Die dänische Rhederei fing an sich zu rühren. Es wurden einzelne Kauffahrteischiffe auf weite Fahrt ausgerüstet, Gesell- schaften für den nordischen und 1616 für den indischen Handel begrün- det. Die Regierung suchte dem Handwerkerstande aufzuhelfen. Eine Seidenfabrik und 1624 eine Navigationsschule wurden in Kopenhagen angelegt. Es wurden nicht wenige Stiftungen für Kirche, Unterricht und Erziehung gemacht; ein Waisenhaus wurde zu Kopenhagen, ein Gymnasium zu Odense, eine Ritterakademie zu Soröe gegründet. Manche gute Einrichtung Christians Iv. fand bei dem Volke nicht den rechten Anklang, aber im Kirchenthum und Seewesen begegneten sich Regierung und Volk. Aufrichtige, stille Gläubigkeit und Lust und Geschick zu See- fahrten sind die Grundzüge des dänischen Volksthums jener Zeit. Dem 19* Zustande des äußeren und des geistigen Lebens.
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