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1. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 371

1858 - Weimar : Böhlau
371 schwendete an seine Buhlerinnen nicht nur die Einkünfte des Staates, sondern überließ ihnen gewissermaßen die Zügel der Regierung. Um den Muth der wiederholt geschlagenen Truppen wieder zu beleben, begab sich Ludwig Xv. 1744 zu dem französischen Heere nach den Nieder- landen. Es wirkte das so günstig auf das französische Volk, daß nicht nur die Truvpen siegreich waren, sondern auch die Bürger den Druck der Kriegssteuern willig ertrugen. Die große Liebe der Franzosen zu ihrem Könige zeigte sich besonders, als dieser zu Metz schwer erkrankte. Dem Tode nahe, entließ der König auf die Vorstellungen seines Beicht- vaters seine Buhlerin, die Herzogin von Chateauroux, und diese entging auf dem Wege nach Paris kaum der Wuth des Volkes. Die gütige und fromme Königin Maria eilte nach Metz, und weinend küßte ihr der beschämte, zerknirschte Gatte die Hände und schwur, von nun an ihr ganz allein zu leben. Der Einzug des wiederhergestellten Königs in Paris glich einem Triumphzug; mit so großem Jubel und mit so vielen Festlichkeiten empfing ihn das Volk. Der König besaß aber so wenig sittliche Kraft, daß er alle guten Vorsätze bald wieder vergaß, und unvermögend, sich geistig zu beschäftigen und bei der Leere in seinem Kopfe die Zeit hinzubringen, berief er die Chateauroux wieder zu sich. Als diese bald nachher starb, bestach die Frau des Finanzpächters d'etio- le s, um dem Könige zugeführt zu werden, dessen Kammerdiener. Sie erhielt den Titel Marquise von Pompadour und erlangte bald eine solche Herrschaft über den König, daß sich alle Höflinge vor ihr beugten. Nach ihren Winken wurden die höchsten Aemter des Staates besetzt. Ihre Verschwendung war schrankenlos; der Glanz ihrer Lebensweise, die Menge ihrer Landgüter und Lustschlösser, die Summe ihrer Einkünfte stieg mit jedem Jahre; jede ihrer Launen wurde befriedigt. Sie hatte es gern, wenn man sie als Beschützerin von Künsten und Wissenschaften pries; ihr huldigte Voltaire und widmete ihr Dichtungen in widerlicher Schmei- chelei. Ueber den König herrschte sie auch dann noch, als sie ihn nicht mehr durch körperliche Reize zu fesseln vermochte, indem sie dem abge- lebten Schwelger, welchen alle Arbeiten anwiderten, immer neue Ge- nüsse bereitete. Auch in den folgenden Jahren begab sich Ludwig Xv. zu dem französischen Heer in den Niederlanden, und die Pompadour begleitete ihn. Diese bekam es aber satt, immer mit dem Könige im Felde um- herzuziehen. Da nun auch in Folge des langwierigen Krieges Frank- reichs Geldmittel erschöpft, die Seemacht durch die englische vernichtet, die Kolonien ohne Schutz waren, so kam der Friede zu Aachen (1748) zu Stande. Frankreich und England gaben sich wechselseitig ihre Erobe- rungen zurück. Ludwig Xv. setzte sein unsittliches Leben fort. Die Marquise von Pompadour blieb unumschränkte Gebieterin. Sie nahm Geld aus den Staatskassen; sie setzte Minister ein und ab; alle Personen, die den König umgaben, waren ihre Geschöpfe. Ludwig empfand diese Abhän- gigkeit, aber er hatte nicht den Muth, sich ihr zu entziehen. Die Fran- zosen zogen mit der ihnen eigenen Frivolität die Vorgänge am Hofe und das Verhältniß der Marquise zum Könige ins Lächerliche; aber mancher Spötter wanderte für einen witzigen Einfall in die Bastille, und ein gewisser Desforges, der ein beißendes Gedicht auf die Marquise und 24 *
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