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1. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 373

1858 - Weimar : Böhlau
373 wurde aber die Politik der Staaten nicht mehr durch Fragen des Glau, bens bestimmt, und die Jesuiten standen nicht mehr als die Leiter der geistigen Bewegung da, und deshalb unterlagen sie ihren Gegnern. In Portugal waren sie der Theilnahme an einer Verschwörung gegen das Leben des Königs angeklagt und von dem Minister Pombal aus dem Lande gewiesen worden (1759). Zu derselben Zeit vervielfältigten sich in Frankreich die Angriffe auf den Orden. Eben hier hatte derselbe unter Ludwig Xiv. über Hugenotten und Jansenisten den Sieg davon getra- gen und die ganze katholische Geistlichkeit von sich abhängig gemacht. Aber setzt entwickelte sich der Streit der Jansenisten mit den Jesuiten in einer von dem Ursprünge desselben verschiedenen Richtung. Das janse- nistisch gesinnte Parlament zu Paris trat nämlich als Vertheidiger der weltlichen Macht gegen die Jesuiten auf und erklärte es für einen sträf- lichen Eingriff in die Rechte des Staates, daß die Jesuiten nur dem General ihres Ordens und dem Papste unterworfen sein wollten. Hierzu kam, daß mehrere Schriftsteller ihre Waffen wider alles Bestehende rich- teten und nicht bloß gegen veraltete Mißbräuche, sondern zugleich gegen das Heiligste und Ehrwürdigste mit sophistischen Deklamationen und mit höhnischem Spott und Witz kämpften. Statt die wahre Aufklärung zu befördern und in ihr die kräftigste Schutzwehr gegen den trüben und seichten Strom der neuen Ideen zu suchen, verboten die Inhaber der Gewalt die Werke, in welchen jene Ansichten enthalten waren, und ganz besonders waren es die Jesuiten, die jene Schriften zu widerlegen und zu unterdrücken siichten. Das erweckte aber in der Nation einen heftigen Reiz, sich über die streitigen Gegenstände zu unterrichten, und von der Bigotterie ging man zur Freigeisterei über. Die Wirkung dieser Veränderung mußten besonders die Jesuiten empfinden. Durch seine lettres provinciales schlug der witzige Pascal, durch ätzende Worte Voltaire den Jesuiten tiefe Wunden. Seitdem Voltaire den Ton an- gegeben hatte, wollte jeder Witzling auf Kosten der Geistlichkeit und der Religion witzig sein. Man deckte die verwerflichen Grundsätze der Je- suiten auf, die Leichtigkeit, mit welcher sie im Beichtstuhl von Todsün- den zu entbinden pflegten, die Schleichwege, deren sie sich am Hose be- dient, die fluchwürdige Gewalt, welche sie unter Ludwig Xiv. auf Frankreich ausgeübt hatten, ihre Habsucht, ihren alles Maß überschrei- tenden Ehrgeiz. Es forderten nicht nur die gelesensten Schriftsteller auf, die Macht Roms zu brechen, deffen Stütze der Orden sei, man klagte auch die Jesuiten als Staatsumstürzer, Königsmöcder und Sittenverder- der an, und wo nur eine Frevelthat geschehen war, da sollten die Je- suiten sie verübt haben. Die nächste Ursache ihrer Unterdrückung in Frankreich war ein Rechtsstreit, den ein marseiller Handlungshaus gegen einen Pater la Valette führte. Dieser, der Vorsteher der Mission in Westindien, bereicherte den Orden durch glücklichen Handel außerordentlich. Er hatte kurz vor dem Ausbruche des Krieges einige reichbeladene Schiffe nach Europa abgehen lasten, und in deren Erwartung hatte jenes marseiller Haus für mehr als anderthalb Millionen von ihm auf dasselbe gezogene Wechsel acceptirt. Die Engländer aber nahmen die Schiffe, der Pater erklärte sich für zahlungsunfähig, und das Hand- lungshaus mußte das Geld bezahlen. Es entstand nun die Frage, ob der Orden zur Zahlung angehalten werden könne. Ec weigerte sich,
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