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1858 -
Weimar
: Böhlau
- Autor: Zeiß, Gustav
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Regierung allen Zoll von den Einfuhren des Mutterlandes in die Kolo-
nien aufhob und den Zoll von den Einfuhren der Kolonien in das
Mutterland ansehnlich ermäßigte. Die drei Hauptinseln waren Marti-
nique, Guadeloupe und St. Domingo.
In Südamerika ließen sich Franzosen in Cayenne nieder. Das
ungesunde Klima und die drückende Nachbarschaft der Holländer hinder-
ten aber den Aufschwung der Kolonie.
Mit der Westküste von Afrika haben französische Kaufleute aus
der Normandie und der Bretagne sehr frühzeitig Handel getrieben. In
Folge der Bürgerkriege unter Karl Ix. (1560—1574) hörten diese Fahr-
ten auf. Später lebte dieser Handel wieder auf, und namentlich wurde
Sklavenhandel mit Westindien getrieben. Während der Kriege Lud-
wigs Xiv. mit der holländischen Republik nahmen die Franzosen den
Holländern alle ihre Beschungen zwischen dem weißen Vorgebirge und
dem Gambia weg.
Einen Handel mit Indien anzuknüpfen, hatten bereits einzelne
Privatpersonen und Gesellschaften versucht, als Ludwig Xiv. 1664 zu
diesem Zweck eine Gesellschaft gründete. Man wählte Madagaskar
zur ersten Station; aber diese Niederlassung scheiterte durch schlechte Ver-
waltung und Mißgriffe aller Art. Nun suchte die französische Kompagnie
in Surace sich festzusetzen und eroberte später auch St. Thomas an
der Küste von Tranquebar; allein die französische Kolonisation wollte
nicht glücken. Erst als Dumas (1730) in Pondichery eintraf und
die Leitung der Geschäfte übernahm, gelang es, das gute Einvernehmen
mit den indischen Fürsten herzustellen und durch geschickte Verwaltung
mit geringen Mitteln Großes zu leisten. Die Inseln Bourbon und
Jsle de France wurden zu Zwischenstationen bestimmt und der in
Handelsgeschäften wie im Seedienst gleich ausgezeichnete La Bourdon-
nais nach den Inseln gesandt, um sie zu den geeigneten Stationen zu
machen. Um in Indien den Geschäftskreis zu erweitern, wurde durch
Dupleix in Chandernagor am Ganges noch eine Faktorei angelegt.
Dupleix dehnte den Handel durch das ganze Stromgebiet deß Ganges
aus und richtete einen Zwischenverkehr der indischen Länder ein.
Die mit Erfolg gekrönten Anstalten machten die Engländer, die sich
bereits im Alleinbesitz des vorderindischen Handels glaubten, eifersüchtig
aus die Franzosen und legten den Keim zu den Feindseligkeiten, die im
Zusammenhang mit den Kriegserklärungen des Mutterlandes auch auf
diesem Schauplatz ausbrachen. La Bourdonnais bewaffnete auf eigne
Kosten neun Schiffe, schlug die englische Flotte und eroberte den Haupt-
hanvelsplatz der Koromandel-Küste, Madras. Allein die Eifersucht von
Dupleix auf La Bourdonnais war Ursache, daß die Franzosen ihren
Sieg nicht verfolgten. La Bourdonnais wurde nach Frankreich zurück-
gerufen und Dupleix blieb Meister des Feldes. Der Friede von Aachen
(1748) gab zwar den Engländern Madras zrirück, aber ihr Ansehen bei
den indischen Völkerschaften war durch die erlittene Niederlage sehe ge-
schwächt worden. Dupleix erkannte die Vortheile der Lage, und sein
thatkräftiger Geist bildete den Gedanken aus, Frankreich zur herrschenden
Macht in Indien zu erheben. Die Gründung einer territorialen Macht
theils durch unmittelbare Besetzung von Land, theils durch Ernennung
abhängiger Nabobs war das Ziel, nach dem Dupleix strebte. Die Zer-
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