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1. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 408

1858 - Weimar : Böhlau
408 hielt auch bei allen Gelegenheiten zu dem Reiche. Er umgab sich nicht, wie andere Fürsten, mit Franzosen und Italienern und gebrauchte nicht fremde Grasen und Marquis zu seinen Gesandten. Obgleich er der französischen Sprache ganz mächtig war, unterhielt er sich doch in seinen Abendzirkeln, mit seiner Familie, und mit den Gesandten deutscher Mächte nur in deutscher Sprache. Ja er duldete in seiner Haushaltung keine französischen und spanischen Weine, sondern hatte große Vorräthe von Rheinweinen. Am östreichischen Hofe herrschte Verschwendung, Schwelgerei und Prachtliebe. Als der römische König Joseph I. 1702 eine Reise an den Rhein machte, um die Belagerung der Festung Landau zu leiten, hatte er ein Gefolge von 233 Personen und unter diesen befand sich nicht eine einzige, die im Felde zu gebrauchen war. Die Königin, die ihren Gemahl begleitete, hatte ein Gefolge von 170 Personen. In der letzten Zeit der Regierung Karl's Vi. waren die Minister unter einander uneinig und arbeiteten oft dem entgegen, was der Kaiser wollte. Daß Heer gerietst in Verfall, und die Finanzen waren im traurigsten Zu- stande. Die Einnahmen flössen spärlich und verschwanden unter den Händen von Hosbeamten, Dienern und Geistlichen. Von Uneigennützig- keit und Aufopferung für daß öffentliche Wohl durfte niemand reden, der für einen Geschäftsmann gelten wollte. Der Kurfürst Friedrich August I. von Sachsen, welcher als August Ii. zugleich König von Polen war (1697 —1733), suchte das Wesen deß Königthums nur in der äußeren Erscheinung, er hatte sein Augenmerk nur auf Feste, auf Pracht und Schwelgerei gerichtet und kannte kein höheres Streben als die Wissenschaft des Ceremoniels und der Etikette. Er war nicht ein König des Volkes, sondern des Hofes und des Adels, der sich gleich ibm durch thörichten Prunk zu Grunde richtete. August Ii. war nur von prunkenden Edelleuten und Höflingen umgeben, und an seinem Hofe wimmelte es von Franzosen und Italienern, welche wohl Dreistigkeit, Geläufigkeit der Zunge und äußere Gewandtheit, aber keine wahren Verdienste besaßen. König Au- gust trug bei der Vermählung seines Sohnes Juwelen, die auf mehrere Millionen geschätzt wurden. Bei demselben Vermählungsfest wechselten einen Monat hindurch französische Opern und Komödien mit Kampfjagen und Feuerwerken, mit Turnieren, Carroussel-Reiten, Türken- und ande- ren Aufzügen, mit einem Nachtrennen, einer Wasserjagd, einem Jahr- markt maskirter Personen von allerlei Nationen, einem Damen- und einem Berghauer-Feste. Solche Hofseste wurden dann in steifem Kanz- leistil in den Zeitungen oder in dicken Büchern und Kupferwerken aus- führlich beschrieben. Die gutwilligen Landstände verordneten eine neue Abgabe nach der andern und übernahmen eine Million Schulden nach der andern. Friedrich August Ii. von Sachsen oder August Iii. von Polen (1733 —1763), ein gutmüthiger, aber phlegmatischer Mann, überließ die Regierung dem Grafen Brühl, der sich vom Pagen zu den höchsten Aemtern schnell emporgeschwungen hatte. Brühl machte einen mehr als königlichen Aufwand, betrachtete das arme Sachsen wie sein Landgut und richtete es förmlich zu Grunde.
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