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1. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 507

1858 - Weimar : Böhlau
507 Mitglieder des Unterhauses, sondern auch viele Osficiere, mehrere Rechts- gelehrte und einige andere Männer, welche kein Staatsamt bekleideten. Viele weigerten sich die Ernennung anzunehmen. Br ad schaw, ein Advokat von Rnf, war Präsident des Gerichtshofes, und 69 Mitglieder waren zugegen, als am 20. Januar 1649 der König vor daß Gericht gestellt wurde. Der König bestritt die Competen; des Gerichtshofes und zeigte die würdigste Fassung und die edelste Besonnenheit. Die Stimmung des zahlreich anwesenden Volkes wurde für den Angeklagten täglich günstiger und nöthigte die Richter ihr Verfahren zu beschleuni- gen. Bei verschlossenen Thüren, ohne dem Angeklagten einen Verthei- diger gegeben oder ihm die Vertheidigung gestrttet zu haben, sprach der Gerichtshof fast ohne alle Discussion die Verurth e i lung aus. Am 27. Januar wurde dem König das Urtheil publicirt: „Nachdem das Gericht in seinem Gewissen überzeugt sei, daß er, Kar! Stuart, sich der ihm zur Last gelegten Verbrechen schuldig gemacht habe, verdamme es ihn als Tyrannen, Verräther, Mörder und öffentlichen Feind der Nation zum Tode durch Trennung des Hauptes vom Rumpfe." Vier ehema- lige königliche Räthe stellten sich persönlich vor Gericht und erklärten, sie allein seien als Rathgeber deß unschuldig verurtheilten Königs an allen den Schritten schuld, die man ihm zum Verbrechen angerechnet habe, uyd nach dem Gesetze dafür verantwortlich, sie also solle man strafen. Sie wurden aber abgewiesen, da den Machthabern nur an dem Untergange des Königs gelegen war. Dagegen hatten Karls Gegner den Fanatismus der Soldaten so aufgeregt, daß einige derselben dem König ins Gesicht spuckten, als er nach der Verkündigung des Urtheils die Sitzung verließ. Cromwell, der ein Mitglied des Gerichtshofes war, hatte während der Sitzungen gelacht und Possen getrieben. Als ec das Todesurtheil unterzeichnet hatte, strich er seinem Nachbar, einem eifrigen Republikaner, die mit Tinte gefüllte Feder ins Gesicht, und dieser zö- gerte nicht ihm dasselbe zu thun. Nachdem das Urtheil ausgesprochen war, verstattete man dem König nur noch drei Tage biß zur Vollstreckung desselben. Karl be- schäftigte sich in dieser Zeit nur mit den Tröstungen der Religion. Noch in der letzten Nacht erquickte ihn der sanfteste Schlaf. Karls ältester Sohn sandte aus den Niederlanden, wo er sich aufhielt, einen Abge- ordneten mit einem Blanquet, welches die Machthaber nach Belieben ausfüllen sollten. Aber nur einige wollten hierauf eingehen. Von den auswärtigen Mächten machten nur die vereinigten Niederlande Vorstel- lungen zu Gunsten deß unglücklichen Monarchen. Am 30. Januar 1649 wurde Karl vor dem Schlosse Whitehall enthauptet. Als der Scharfrichter den Kopf des Enthaupteten bei den Haaren er- griff und mit den Worten dem Volke zeigte: „das ist der Kopf eines Verräthers!" da machte sich der Unwille und der Abscheu der gepreßten Herzen in einem langen und dumpf tönenden Murren Luft. Zwei starke Reiterabtheilrurgen gerstreuten aber die Menge. Cromwell, welcher der Hinrichtung aus einem Fenster zusah, sagte ruhig zu den Umstehen- den °. „Nun ist die Religion gerettet und die Freiheit von Tausenden gegründet. Die Grundpfeiler der englischen Republik sind befestigt. Laßt uns setzt unser Leben daran wagen, den Staat blühend zu machen und die Ruhe von außen zu erhalten."
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