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1858 -
Weimar
: Böhlau
- Autor: Zeiß, Gustav
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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zahlung Geld aufzunehmen, und die meisten Anleihen wurden auf im-
merwährende Renten reducirt. Dies ist der Ursprung des Fundirungs-
systems. Für die ersten Anleihen mußten hohe Zinsen gezahlt werden.
Als aber die neuen Zustände sich bewährten und im In- uitd Aus-
lande Vertrauen fanden, nahm das Angebot von Geld so zu, daß
man die Zinsen aus vier Prozent zurücksehen konnte. Da der größere
Theil der Anleihen im Lande geborgt wurde, so verflochten die Fort-
schritte deß Anleihsystems immer tiefer das Geldinteresse der Regierung
und der Nation. Mit dem Fall des Kredits hätte auch das Anleih-
system aufgehört und mit ihm die Kraft der Regierung. Die Erhaltung
der Verfaffung, der Kredit der Regierung und der Nationalwohlstand
waren unauflöslich mit einander verschluirgen.
Die vermehrten Schulden des Staates erweiterten daß Kapitalver-
mögen vieler Privaten. Der Verkehr in Fonds und Effecten wurde ein
bedeutsamer Zweig des Börsengeschäfts. Der Spekulationshandel nahm
immer größere Verhältnisse an. Dazu kamen Aktienunternehmungen in
Mode, die unsinnigsten Projekte tauchten auf und fanden bei dein
Schwindelgeist und der Sticht nach Reichthum gläubige Opfer. Dieser
Schwiudelgeist führte, wie Law's Unternehmungen in Frankreich
(S. 368), eine Katastrophe herbei (1720), welche eine gewaltige Revo-
lution im Eigenthum und Vermögen hervorbrachte.
Gleiche Fortschritte mit Handel, Industrie und Schifffahrt machte
im 18. Jahrhundert auch der englische Ackerbau. Die Landwirtbschaft
lohnte bei vermehrter Nachfrage nach ihren Erzeugnissen die Mühe,
welche aus ihre Verbesserung verwendet wurde. Der starke Fleischver-
brauch veranlaßte den Ackerbauer der Viehzucht besondere Aufmerksam-
keit zu schenken. Es wurde Stallfütterung und der Anbau von Futter-
kräutern eingeführt, und der größere Viehstand wirkte wieder durch
Vermehrung der Düngmittel günstig aus den Ackerbau. Große Strecken
öden Landes wurden für die Kultur gewonnen. Der Adel unterzog sich
selbst der Bewuthschaftung seiner Güter; reich gewordene Gewecbs- und
Handelsleute legten einen Theil ihres Vermögens in Grund und Boden
an. Das Gegentheil fand in Irland statt. Der Grundbesitz, einem
feindlichen Adel und einer anders gläubigen Geistlichkeit verliehen,
wurde vernachlässigt. Die Eigenthümer verzehrten in England die Ein-
künfte ihrer Besitzungen.
Die Kriege, welche England in Europa führte, verpflanzten sich
auch nach den Kolonien, und ihr siegreicher Ausgang verschaffte gerade
hier den meisten Zuwachs an Gebiet und Handel. In Ostindien legten
die Britten den Grund zu ihrem großen Kolonialreich. Auf den Inseln
saßen die Holländer fest, auf dem Kontinent aber bot die mehr und
mehr in Anarchie sich auflösende Herrschaft des Großmoguls den weite-
sten Spielraum.
Ueber die nordwestlichen Gebirgsketten waren um das Jahr 1000
die ghasnavidisch en Türken in Indien eingedrungen; sie hatten
vas Land unterworfen, aber ihren Glauben hatten die Hindus bewahrt.
Nach zwei Jahrhunderten zerstörten diese Herrschaft die Afghanen,
indem sie aus den nördlichen Gebirgen bis nach Bengalen und Dekan
Fortschritte
des englischen
Ackerbaus.
Gründung des
oflindischen
Reichs.