Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 537

1858 - Weimar : Böhlau
537 den Händen der Direktoren in Europa und der Beamten in Indien zer- rann. Die Beamten erlaubten sich jede Art von Unterschleif und be- drückten die Eingebornen, während die Kompagnie immer in neue Kriege, in Verlegenheiten und Schulden verwickelt wurde. Die Direktoren in London waren die Vorgesetzten, unter denen die vier Präsidentschaften standen. Jeder Präsident handelte für sich. Diesen Uebeln suchte die Regierung durch die Regulationsakte (1773) zu steuern. Eine neue Organisation der Kompagnie sollte theils der Regierung in Indien Einheit verleihen, theils sie in Abhängigkeit von der Krone bringen. Die Hauptpunkte der Akte waren, bessere Bestimmungen in der Wahl der 24 Direktoren, Erhöhung der Stimmfähigkeit in der Generalversamm- lung, Erhebung deß Gouverneurs von Bengalen zum Generalgouver- neur aller britischen Besitzungen, Gründung eines obersten Gerichts- hoses, königliche Sanction für gewisse Akte und daß Recht des Veto's. Durch diese neue Einrichtung wurde für die Abhängigkeit von dem Mutterlande etwas, für Indien und die Kompagnie aber wenig gewon- nen. Die Verwaltung wurde konzentrirter, aber es wurde kein dauern- der Friede. Um zu bestehn, wurde das Erobern Nothwendigkeit. Die Bedrückungen erzeugten Widerstand, der Widerstand Kriege mit den Ein- gebornen und den sie unterstützenden Franzosen. Ein ausgezeichneter Mann, Warren Hastings, wurde 1774 zum Gouverneur von In- dien ernannt. Er hat unter den schwierigsten und bedenklichsten Um- ständen die englische Herrschaft in Ostindien gerettet und das, was Clive gegründet und begonnen hatte, glücklich erhalten und glänzend erweitert. Freilich erlaubte er sich auch Hinterlist und Raubsucht, Ver- schwendung und daß schmutzige Verfahren einer Handelsklugheit, die mit der einen Hand ein blutiges Schwert schwingt, um den leeren Beutel in der andern zu füllen. Hastings hat mit den Maratten, mit Hyder Ali und mit dessen Sohn Tippo Saib blutige Kriege geführt. Allein der glückliche Ausgang dieser Kriege und alle Erpress sungen verbesserten die Geschäfts - und Handelslage der Kompagnie nicht. Sie konnte ihre Verpflichtungen nicht erfüllen, man hielt sie für bankerutt, und zugleich bildete sie einen Staat im Staate. Es wurde deshalb verlangt, daß die Kompagnie unter strengere Aufsicht der Regie- rung und des Parlaments gestellt werde. Die Bill, welche Fox als Minister zur besseren Verwaltung der ostindischen Angelegenheiten bean- tragte, wurde vom Parlament nicht angenommen. Dagegen setzte William Pitt, der jüngere Sohn des verstorbenen Lord Chatam, sei- nen Vorschlag durch (1784). Den Direktoren und Aktionären wurde eine oberaufsichtliche Behörde zur Seite gesetzt, welche aus sechs vom Könige ernannten Mitgliedern des geheimen Raths besteht. Die Wirk- samkeit derselben erstreckt sich auf alle Staats- und Kriegsangelegenhei- ten der Gesellschaft, mit Ausschluß des Handels. Alle Berichte aus Indien und alle Befehle und Verordnungen nach Indien müssen ihr vorgelegt werden, und es steht ihr frei, die Befehle und Verordnungen zu verändern, ja in Fällen dringender Nothwendigkeit kann sie eigne Befehle, ohne Mittheilung an die Direktoren, erlassen. Die Ernennung deß höchsten Kriegßbesehlshabers gebührt dem König; er kann auch den General-Gouverneur, die Vorsteher und Glieder der drei Regierungen
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer