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1. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 564

1858 - Weimar : Böhlau
564 der Holländer. Als aber die holländischen Werften verödeten und der deutsche Wein nicht mehr nach dem Norden ausgeführt wurde, da blie- den wohl die holländischen Einfuhren von Kolonialwaren, aber von deutschem Holz und Wein war keine Rede mehr. Die südlichen Provinzen der Niederlande blieben unter spani- scher Herrschaft. Ihr alter Weltmarkt ging verloren. Der westphälische Friede entzog den spanischen Niederlanden die natürlichste Bedingung für den Wiederaufbau der gesunkenen Größe, unterband durch die Sperrung der Sckelde die Ader ihres Verkehrs mit dem Ausland und verbot ihnen jeden Handel mit den spanischen Kolonien. Eine bessere Zeit kam für die südlichen Niederlande, als sie durch den rastadter Frie- den (1714) von Spanien an Oestreich übergingen. Es hob sich der Wohlstand durch Industrie und Ackerbau. Getraide fand in Eng- land stets einen Markt, und die ausgezeichnete Kultur des Flachses be- förderte die Linnenfabrikation, besonders in den feinen Geweben und Spitzen. Die Tuchmanufakturen hoben sich wieder, die Verarbeitung der Baumwolle nahm zu; es entstanden Papier- und Lederfabriken, Bierbrauereien und Zuckerraffinerien. Dagegen glückten nicht die Ver- suche Handel und Schifffahrt emporzubringen. Um sich einen Antheil an dem ostindischen Handel zu verschaffen, gründete Kaiser Karl Vi. (1722) die Kompagnie von Ostende, aber diese wurde von der engli- schen und holländischen Eifersucht im Entstehen erdrückt. Vorüberge- hende Vortheile brachte den östreichischen Niederlanden der nordameri- kanische Freiheitskrieg. Holland wurde zu seinein Schaden in denselben verwickelt, während die östreichischen Niederlande neutral blieben. Es fiel diesen die Frachtschifffahrt zu und sie machten Unternehmungen nach Westindien. Flandern und Brabant waren auf dem besten Weg zur Wiedererlangung der alten Größe, da störte der Ausbruch der Empö- rung gegeri die östreichische Herrschaft den Entwickelungsgang. Die holländische Frachtschifffahrt hatte einen außerordentlichen Um- fang erreicht, als ihr durch die englische Navigationßakte ein empfind- licher Schaden zugefügt wurde. Das Beispiel Englands ahmten andere Staaten nach. Dazu kam die Konkurrenz der nordischen Staaten und der Hansestädte, welche gleich billige Frachten stellten. Auch der hol- ländische Heringsfang, diese Goldgrube Hollands, verminderte sich da- durch, daß seit dem Anfang des 18. Jahrhunderts Deutsche, Franzosen und Engländer denselben mit Eifer betrieben. Noch früher, als der Verfall des holländischen Handels erfolgte der Verfall der holländischen Industrie. Colberts Merkantilsystem traf Holland empfindlich. Der neue Tarif belegte die Einfuhren holländischer Fabrikate mit unmäßigen Zöllen, verbot einige geradezu. Ueberall zeig- ten die Regierungen das Streben eine nationale Staats > und Volks- wirlhschaft zu führen, die einheimische Industrie durch Schutzmaßregeln zu heben und die fremde von dem innern Markt auszuschließen. Der innere Markt war ein zu kleines Feld für die holländische Gewerbsthä- tigkeit. Die große Schuldenlast des Landes, die Folge langwieriger Kriege, machte hohe Abgaben nöthig. Die Konsumtionssteueru ver- theuerten die nöthigsten Nahrungsmittel und erhöhtem die Arbeitslöhne. Die meisten Rohstoffe mußten vom Ausland bezogen werden, welches, als es selbst sie zu verarbeiten anfing, deren Ausfuhr erschwerte, oft
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