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1. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 565

1858 - Weimar : Böhlau
565 ganz verbot. Das Alterthum kannte nur einen Warenhandel, erst das spätere Mittelalter brachte durch Erfindung der Wechsel und Einrichtung der Banken einen Geldhandel auf. Mit der Ausbreitung und Vermeh- rung des Warenhandels hielt der Geldhandel der Holländer gleichen Schritt. In keinem Lande war Geld so leicht und so wohlfeil zu haben. So kam es, daß der Wechselkurs auf Amsterdam durch die ganze Welt voranstand, und viele bedeutende Handelsplätze konnten ihre Rimessen nicht anders als auf Amsterdam machen. Die Kaufleute von Amsterdam gründeten (1609) die Bank, wo jeder Kaufmann seine Hauptkaffe niederlegen und dann durch bloßes Ab- und Zuschreiben in den Büchern der Anstalt seine Zahlungen leisten und empfangen konnte. Die amsterdamer Bank war eine reine Giro- und Depositenbank und ihr ganz ähnlich die 1612 in Rotterdam gegründete. Inländische An- leihen an die Generalstaaten, an die Einzelstaaten, an Stadtgemeinden, Handelskammern und andre Kollegien kamen frühzeitig vor, und die darüber ausgestellten Obligationen mochten auch in kleinen Kreisen um- laufen. Allein erst nach dem utrechter Frieden beginnt der europäische Effektenhandel Amsterdams. Als der holländische Handel an Umfang verlor, die Industrie in Abnahme gerieth, da konnten die in glücklichen Zeiten angesammelten Kapitalien im Lande selbst kein Unterkommen mehr finden und mußten sich einen andern Ausgang suchen. Die großen Staaten, die zur Führung ihrer Kriege außerordentlicher Geldmittel be- durften, fanden diese in Holland und bewilligten höhere Zinsen, als die in Holland üblichen. Die Papiere aller dieser Anleihen und die Aktien der mannigfachsten Handels- und Jndustrieunternehmungen des Jn- und Auslandes kamen auf die amsterdamer Börse. Bald drang dabei mancher Schwindel ein, und das Verlangen schnell reich zu werden erzeugte das Börsenspiel. Ein schlimmer Mißbrauch des Börsengeschäfts unsrer Zeit, nämlich die Zeitkäufe, kam schon damals vor. Man kaufte und verkaufte, ohne die Aktien zu besitzen, und zahlte sich am Liese- rungstage nur die Differenzen, je nachdem sie gestiegen oder gefallen waren. Verschiedene dagegen erlassene Verbote blieben fruchtlos. Bereits während des Mittelalters war Amsterdam von einem Fischerdorfe zum ersten Seehafen der nördlichen Niederlande und dem Emporium des nordischen Handels emporgewachsen. In dem Verhält- niß, wie sich der Welthandel erweitert hatte, übertraf Amsterdam an Mannigfaltigkeit, Größe und Umfang der Geschäfte die gepriesensten Handelsplätze der Vergangenheit. Und wie viele andere blühende Han- delsplätze erhoben sich neben der Metropole auf dem kleinen Gebiete der Republik! Rotterdam, Middelburg, Delft, Enkhuisen, Hoorn und das alte Dortrecht. Der westphälische Friede brachte der holländischen Republik die größten Vortheile. Die Republik wurde als selbständige Großmacht an- erkannt, ihr Besitzthum in Europa und den Kolonien gewährleistet und die Sperrung der Schelde bestätigt. Bald zeigte es sich, daß die amster- damer Börse in ihrer Weise die Welt ebenso unterthänig zu machen strebte, als das madrider Kabinet. Wo -die Republik durchzukommen hoffte, scheute sie selbst offene Gewalt nicht, und was sie durch Gewalt nicht erreichte, das suchte sie durch die feine Politik der Handelsverträge durchzusetzen. Frankreich und England hatten die Niederlande mit Geld
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