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1. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 569

1858 - Weimar : Böhlau
569 näherte, ertheilte sie sogleich Befehl, die Prinzessin über die Grenze zu bringen. Philipp überließ die Leitung der Geschäfte seiner jungen Gemahlin; bei dieser aber galt Alberoni alles. Er wurde von der dankbaren Eli- sabet in den Staatsrath berufen und durch deren Vermittlung zum Kar- dinal ernannt. An die Spitze der Verwaltung gestellt, strebte Alberoni darnach, Spanien aus dem gesunkenen Zustande zu erheben, er beför- derte den Ackerbau und schuf eine ansehnliche Seemacht. Der Königin schmeichelte er mit der Aussicht, ihren Söhnen unabhängige Fürsten- thümer zu verschaffen, da zwei Söhne Philipps aus der ersten Ehe ihnen die Hoffnung benahmen, auf den Thron Spaniens zu gelangen. Es sollten die an Oestreich gekommenen Landschaften in Italien wieder an Spanien gebracht werden. Gegen die Pläne Alberoni's vereinigten sich Frankreich, England und Holland zu einer Tripelallianz(1717). Alberoni aber sandte eine Flotte von zwölf Kriegsschiffen und 9000 Mann nach Sardinien, und nach kurzer Gegenwehr wurde diese Insel erobert. Im folgenden Jahre wurde auch Sicilien von den Spaniern besetzt. Nun trat auch der Kaiser der Tripelallianz bei, die nun eine Quadru- pelallianz wurde (1718). Man kam überein, daß der Kaiser Sici- lien von Savoyen erhalten, diesem "dagegen Sardinien einräumen sollte. Für Don Carlos, den ältesten Sohn der Elisabet, bestimmte man Toskana, Parma und Piacenza, wo die männlichen Linien der Häuser Medici und Farnese dem Aussterben nahe waren. Elisabet und Albe- roni waren mit diesen Vorschlägen nicht zufrieden; aber die englische Flotte unter Admiral Byng besiegte die spanische bei Cap Passaro (1718), und England und Frankreich erklärten Spanien den Krieg. Da nun der Königin von Spanien zugleich das Anerbieten gemacht wurde, daß ihre Tochter die Gemahlin Ludwigs Xv. werden solle, wenn Spa- nien die Bedingungen der Quadrupelallianz annähme, so erfolgte der Sturz Alberoni's, und Spanien nahm die Bedingungen der Qua- drupelallianz an. Nach Alberoni's Entfernung wollte Philipp V. die Leitung des Staates selbst übernehmen, aber daß überstieg das Maß seiner Kräfte. In einem der bei ihm so gewöhnlichen Anfälle von Trübsinn, Schwer- muth und Gewissensangst übergab er die Regierung seinem ältesten Sohne Ludwig (1724). Da aber der siebzehnjährige Fürst schon nach sieben Monaten starb, so übernahm Philipp V. von neuem die Regie- rung. Seine Melancholie wuchs und stieg bis zur Geisteszerrüttung. Die Königin mußte die Befriedigung ihres Ehrgeizes, die Staatsgeschäfte zu leiten, durch das traurige Geschäft erkaufen, einen solchen Gemahl zu beaufsichtigen, ihm Gesellschaft zu leisten und sich zuweilen auch harte Mißhandlungen gefallen zu lassen. Als der Kaiser Karl Vi. wegen der Unterstützung des Kurfürsten von Sachsen bei der polnischen Königswcchl mit Frankreich in Krieg gerieth (S. 370 und 400), glaubte auch Elisabet die Gelegenheic be- nutzen zu können. Ein spanisches Heer zog nach Italien (1733) und eroberte Neapel und Sicilien. Im Frieden (1735) wurde das König- reich Neapel mit Sicilien dem spanischen Jnfanten Don Carlos zugesprochen; dagegen mußte dieser Toskana an Franz Stephan und Parma und Piacenza an den Kaiser abtreten.
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