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1. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 586

1858 - Weimar : Böhlau
586 Das König reich beider Sicilien. Die Nobili, welche Morea verwalteten, übten aber einen solchen Druck aus, daß die Griechen auf die Rückkehr des türkischen Joches wie auf ihre Befreiung hofften. So geschah es, daß die Türken, als sie 1714 der Republik den Krieg erklärten und gleichzeitig in Morea eindrangen, das Land innerhalb weniger Monate mit Hülfe der Griechen eroberten und den Besitz von Morea im Frieden zu Passarowitz (1718) behaupteten. Neapel, Mailand, Sardinien, Mantua und die toskani- schen Seehäfen an der westlichen Küste waren durch den Frieden zu Rastatt (1714) von Philipp V. von Spanien an den Kaiser Karl Vi. abgetreten worden; die Insel Sicilien hatte im Frieden zu Utrecht (1713) Victor Amadeus von Savoyen als ein Königreich erhalten (S. 366). In Folge eines Angriffs der Spanier auf Sardinien und durch die Uebereinkunft der Ouadrupelallianz (S. 399) kam Sicilien an Oestreich, Sardinien an Savoyen. In Folge des Krieges um die polnische Thronfolge wurden 1736 die Königreiche Neapel und Sici- lien von dem Kaiser Karl Vi. an den spanischen Prinzen Don Carlos abgetreten. Don Carlos regierte über Neapel und Sicilien von 1736 bis 1759, wo er auf den spanischen Thron gelangte. Die Regierung des Don Carlos war wohlthätig für diese Länder. Der Minister, welchen der König an die Spitze der Geschäfte gestellt hatte, Marquis Tanueci, vorher Professor der Rechte an der Universität zu Pisa, hul- digte mit Vorsicht und Mäßigung den Grundsätzen der Staatsweisheit, welche das Jahrhundert beherrschte. Als Karl 1759 seinem Bruder Ferdinand Vi. auf dem Throne von Spanien folgte, überließ er die Krone beider Sicilien seinem dritten Sohne Ferdinand Iv. (1759 bis 1825), da er den ältesten, den nachmaligen König Karl Iv., als Kronprinzen von Spanien mit sich nahm, und der zweite wegen Geistes- schwäche für unfähig zum Regieren erklärt werden mußte. Ferdinand war erst acht Jahre alt, und die Regentschaft, deren Seele Tanucci war, stand unter dem Einflüsse des vorigen Königs. Der Geist der Staatsverwaltung blieb daher derselbe. Ein großer Fehler war es, daß man den jungen Fürsten ohne geistige Bildung und ohne alle für seinen Berus erforderliche Kenntnisse aufwachsen ließ. Als die Jesuiten aus Spanien vertrieben worden waren, geschah bald nachher dasselbe auch in Neapel und Sicilien. In seinem achtzehnten Jahre wurde der König mit Maria Karo- line, einer Tochter Maria Theresia's, vermählt. Mit dieser Verbindung verschwand vor dem Einflüsse Oestreichs und Englands der Einfluß Spaniens auf das Königreich beider Sicilien. Tanucci, welcher sich verge- bens bemühte, dem Uebergewichte der Königin die Wage zu halten, wurde entlassen, und bald gewann ein Engländer, Acton, das uneingeschränkte Vertrauernder Königin. Acton bekam nach und nach die ganze Leitring des Staates in seine Hände. Sein Regiment war, nach dem Sinne der Königin, in der äußeren Politik unfreundlich gegen Spanien und Frankreich, in der inneren Verwaltung neuerungssüchtig im Geiste Jo- sephs Ii., ohne dessen Einsicht und kraftvollen Willen. Die unternom- menen Reformen brachten keine Früchte, erregten aber den Haß des Volkes gegen die Königin.
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