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1. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 606

1858 - Weimar : Böhlau
606 Handel und Gewerbe. Kolonien. lichen Hauses und des dänischen Reiches, und acht Tage später wurde sogar ein allgemeines Danksest gefeiert. In den öffentlichen Blättern wechselten schwülstige Lobreden auf die Sieger mit Hohn und Spott gegen die Besiegten. Während die von dem gestürzten Günstling ange- stellten Diener entlassen und aus dem Reiche verwiesen wurden, verheil- ten die Helden des 17. Januars Aemter, Titel und Belohnungen unter sich und bestellten sich selbst zu einem geheimen Staatsrath unter dem Vorsitze deß Prinzen Friedrich. Erst nach fünfwöchiger, harter Gefangenschaft begannen die Ver- höre der Gestürzten. Struensee wurde des Verbrechens der beleidigten Majestät, des Unterschleifs und des verbotenen Umgangs mit der Köni- gin angeklagt. Das Urtheil gegen die Grafen Struensee und Brandt lautete, daß Beide ihrer Ehren, Aemter und Güter entsetzt, ihre Wappen zerbrochen, ihnen die rechte Hand, dann der Kopf abge- hauen, ihre Körper geviertheilt und aufs Rad gelegt werden sollten. Struensee hatte sich anfangs schwach und kleinmüthig gezeigt, aber die Todesbotschaft empfing er mit Gelassenheit und bewies sich männlich und fest. Das Urtheil wurde am 28. April 1772 vor dem Oster- thore von Kopenhagen in aller Strenge vollzogen. Die unzählbare Menge der Zuschauer kehrte, von dem entsetzlichen Auftritte erschüttert, in dumpfer Stille nach der Hauptstadt zurück. Die übrigen Gefangenen wurden theils mit Verlust ihrer Aemter, theils mit Verweisung bestraft. Die Ehe Christians Vh. mit Karoline Mathilde wurde durch den Spruch des Gerichts für aufgehoben erklärt. Karoline Mathilde duldete auf dem Schlosse zu Kronenburg die Qualen einer harten Ge- fangenschaft. Durch das kräftige Einschreiten ihres Bruders, Georgs Iii. von England, und das Erscheinen einer englischen Flotte vor Kopenha- gen erlangte sie die Freiheit. Sie bezog das Schloß Celle im Han- növerschen und lebte fromm und in tiefster Abgeschiedenheit, von ihrer Umgebung und den Bewohnern der Stadt wie ein Engel in Menschen- gestalt verehrt. Gram über die auf sie gehäuften Kränkungen brach ihr das Herz, noch ehe sie das vierundzwanzigste Jahr zurückgelegt hatte (1775). Die Schöpfungen Struensees gingen meistens mit ihm unter, und der Adel drängte sich wieder zwischen daß Volk und den König. Nach dem Tode Karls Xii. von Schweden hob sich die innere Wohlfahrt Dänemarks, Handel, Schifffahrt und Gewerbe nahmen einen Aufschwung, und die Flagge des Danebrog wehte auf allen Meeren. Friedrich Iv. suchte besonders die Hauptstadt zu heben, indem er den Handel mit Salz, Branntwein, Wein und Tabak ausschließlich dahin verlegte. Auch von den Nachfolgern wurde Kopenhagen erweitert und verschönert. Die Lehren des Merkantilsystems erlangten großen Einfluß; Dänemark sollte ein Fabrikstaat werden und alles selbst erzeugen. Moltke und Bernstorf, welche an der Spitze der Regierung standen, zogen fremde Künstler und Manufakturisten ins Land und unterstützten die verschiedenen Industriezweige aus Staatsmitteln. Es erfolgten strenge Verbote fremder Waren und Privilegien und Monopole für die inländi- schen Anlagen. Das Streben für Hebung der Gewerbe war auch auf Norwegen gerichtet, und die daselbst angelegten Glas- und Ziegel- hütten, Sägemühlen, Theerbrennereien, Potaschsiedereien, Oelstampfen,
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