Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 612

1858 - Weimar : Böhlau
612 Schmuck, sondern bewog auch die Soldaten und Officiere alles, was dieselben an Werth besaßen, herzugeben. Nach seiner Rückkehr aus Bessarabieu verlegte Peter I. den Sitz des Senates von Moskau nach Petersburg, folgte seinem von Menzi- kow gegen die Schweden geführten Heere nach Pommern und Holstein und eilte von hier nach Petersburg, um als Viceadmiral unter dem Grafen Apraxin eine Flotte von 200 Schiffen gegen Helsingfors zu führen. Armfelt, welcher daselbst befehligte, ließ, als er der feind- lichen Uebermacht nicht länger zu widerstehen vermochte, die ihm anver- traute Feste in Flammen aufgehen. Abo, die Hauptstadt Finnlands, wurde von den Ruffeu besetzt und die Bibliothek der dortigen Universität nach Petersburg gebracht. Europa staunte über die Schnelligkeit, mit welcher Rußland aus der Nacht aufstieg und sich eine einflußreiche Stel- lung unter den europäischen Staaten zu erringen wußte. Die Verbün- deten des Zaren wurden von Argwohn wegen seines Strebeus nach Vergrößerung erfüllt, als Peter den Herzog von Mecklenburg zu bewe- gen suchte, ihm sein Land gegen große Besitzungen in Kurland und Liv- land abzutreten. Der Beherrscher eines Landes, welches noch vor kurzem dem größeren Theile der gebildeten Welt unbekannt war, ging auf die riesigen Pläne von Görz ein, welche halb Europa umfaßten. Da fand Karl Xii. vor Friedrichs hall seinen Tod. Der Vertrag von Aland wurde von Ulrike Eleonore nicht bestätigt und deshalb von dem Zaren der Krieg fortgesetzt, bis ihm der Friede von Nystädt (1721) den Besitz der Landschaften sicherte, welche den Grund zur Herrschaft Rußlands auf der Ostsee gelegt haben. Nach dem Frieden von Nystädt nahm Peter den Titel des Kaisers an. Peter suchte auch die Lage der Bauern zu verbessern. Der Grundbesitz war in den Händen des Adels, welcher dem Bauer die Aecker aus fünf Jahre überließ und dafür den größten Theil des Feld- ertrags erhielt. Da nun nach Ablauf dieses Zeitraums beiden Theilen die Kündigung frei stand, so litt dadurch der Landbau, und die Steuer- erhebung wurde erschwert. Es war deshalb 1595 eine Verordnung ge- geben worden, daß kein Bauer die Stätte, wo er ansässig sei, wieder verlassen solle. Hieraus war im Verlaufe der Zeit die Leibeigen- sch äst der Bauern entstanden. Der Bauer galt als Eigenthum, wurde von dem Bojaren hart behandelt und ging durch Kauf und Schenkung aus einer Hand in die andere. Peter hielt die Aufhebung der Leibei- genschaft für zu gewagt; aber er suchte der Bedrückung der Leibeigenen durch häufig angestellte Untersuchungen gegen ihre Unterdrücker zu steuern. Deshalb priesen ihn die Bauern als ihren Vater. Mit seiner Gemahlin unternahm Peter 1716 eine Reise. Er be- gab sich über Danzig, Stettin und Hamburg nach Kopenhagen, besuchte dann Amsterdam und Saardam, wo er bei einem reichen Schiffszimmer- mann speiste. Von Amsterdam reiste ec über Antwerpen und Brüssel nach Paris. Man beeiferte sich ihm alles zu zeigen, was einem so wißbegierigen Reisenden interessant sein konnte. In der Münze ließ vor seinen Augen der Münzmeister eine in der Eile geschnittene Denkmünze prägen, die sein wohlgetroffenes Bildniß enthielt. Bei Richelieus mar- mornem Grabmal rief er aus: „Großer Mann, dir wollte ich die Hälfte meiner Staaten geben, könntest du mich die andere regieren lehren."
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer