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1. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 633

1858 - Weimar : Böhlau
633 unter die Hälfte ihres früheren Bestandes herabgesetzt. Da es dem Kö- nig August nicht gelungen war, durch Gewalt die Polen in größere Abhängigkeit zu bringen, so suchte ec dieses durch Prunk und Verfüh- rung zu erreichen. Ec hielt einen glänzenden und üppigen Hof, an welchem die Künste der Verfeinerung mit den Genüssen der rohen Sar- matenkcaft verbunden wurden. Damals zuerst wohnten polnische Frauen den Hoffesten bei und erlangten Einfluß auf die Staatsangelegenheiten. Dennoch erreichte der König seinen Zweck nicht, die Herrschaft des Adels in gehorsame Unterthäuigkeit zu verwandeln. Um das zu bewirken, scheute der König kein Mittel, ja er überließ sogar seine vormaligen Glaubensgenossen der Verfolgung, um die von seinen Gegnern gegen ihn erhobene Verdächtigung, daß er nicht eifrig katholisch sei, zu ent- kräften. Als August Ii. 1133 gestorben war, richteten sich die Blicke der Polen auf Stanislaus Leszinsky, und der französische Hos betrach- tete es als einen Ehrenpunkt, daß dem Schwiegervater des Königs die verlorene Krone wieder auss Haupt gesetzt werde. Der französische Ge- sandte in Warschau gewann durch Vertheiluug von Geld und durch Hinweisung auf den mächtigen Schutz seines Königs die Stimmen vieler Großen, so daß 60,000 Polen auf dem Wahlselde für Stanislaus stimmten. Dagegen gelang es dem Sohne von August Ii., dem Kur- fürsten Friedrich August von Sachsen, Rußland und Oestreich für sich zu gewinnen. Während östreichische Regimenter sich in Schlesien aufstellten, sammelte sich ein russisches Heer in der Ukraine und ein zweites an den Grenzen von Kurland. Von einigen von dem Kurfür- sten von Sachsen erkauften Großen gerufen, rückten 20,000 Rüsten in Polen ein, und durch eine zweite Wahl wurde von einer kleinen Zahl von Anhängern der Kurfürst unter dem Namen August Iii. als König ausgerufen. Stanislaus sah sich genöthigt nach Danzig zu entweichen, wo er von einem russischen und sächsischen Heere belagert wurde und sich als Bauer verkleidet durch die Flucht rettete. August Iii. (1733 —1763) spielte als Schattenkönig von Polen eine klägliche Rolle. Er mußte vor seiner Krönung Pacta Conventa von 75 Artikeln beschwören, was er in und für Polen alles thun und nicht thun wolle; es fehlte ihm an Macht wie an Geschick und geistiger Kraft, die in der Staatsverwaltung Polens der Wirksamkeit des Königs entgegenstehenden Hinderniste zu überwältigen. Die schon unter seinem Vater gegebenen Gesetze zur Ausschließung der Dissidenten von allen Staatsämtern wurden verschärft. Der König war träge und stumpf. Seine einzige Leidenschaft war die Jagd. Die Staatsgeschäfte überließ er seinem Günstlinge, dem Grafen Heinrich von Brühl, der in Festen, Kleidungen, Equipagen und dergleichen einen grenzenlosen Auf- wand machte und, um das erforderliche Geld aufzutreiben, Sachsen mit Schulden belastete und in Polen die Staatsämter an den Meistbietenden verkaufte. August 111. und sein Minister buhlten um die Gunst der russischen Günstlinge und schienen sich nur als untergeordnete Geschäfts- träger des Petersburger Hofes zu betrachten. Warschau war gleichsam die Hauptstadt einer russischen Provinz. August hielt sich meistens in Dresden aus, weil die Wälder des Kurfürstenthums ihm zur Jagd mehr gefielen, als die Wälder Polens. Polen befand sich fast ohne eigentliche
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