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1. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 682

1858 - Weimar : Böhlau
682 und als Gegner der Revolution angeklagt oder verdächtig sind und sich in den Gefängnissen befinden, sollen ermordet werden. Eine beträchtliche Anzahl unbeeidigter Priester, die damals zu Wa- gen durch Paris gebracht wurden, um in einem der nördlichen Häfen nach Amerika eingeschifft zu werden, wurden von einer Schaar Marseil- ler nach der Abtei geführt und hier ermordet. Frauen des Quartiers, zu welchem dieses Gefängniß gehörte, reichten bei dem Gemeinderathe eine Bittschrift ein, um dem Tode der Volksfeinde beiwohnen zu dürfen, und es wurden in dem Hofe der Abtei Sitze für die Zuschauer (pom- les messieurs et pour les daraes) aufgeschlagen. Ein Tisch war auf. gestellt, an welchem Mitglieder des Bürgerrathes ihre Plätze als Richter einnahmen. Sie trugen Schwerter an der Seite und dreifarbige Schär- pen. Auf dem Tische waren Papiere, Tabakspfeifen, Branntweinflaschen und Gläser bunt durcheinander. Ringsum standen zehn bis zwölf Män- ner, mit aufgeschlagenen Hemdsärmeln und weißen Schürzen, bloße Säbel in den Händen, vom Kopf bis zu den Füßen mit Blut bespritzt. Drei derselben hielten den vorgeführten Gefangenen fest. Beim Scheine der Fackeln suchte man in der Lifte das Zeichen, mit dem Tod oder Loslassung vermerkt war. „Lasset ihn los!" lautete das mit den Mör- dern verabredete Todesurtheil, das alsbald wenige Schritte davon, oft mit langsamen Martern, vollzogen wurde. Die Wenigen hingegen, welche der schreckliche Gerichtshof durch den Ruf: „Es lebe die Nation!" freisprach, überhäuften die Mörder mit den zärtlichsten Liebkosungen und bezeigten die lebhafteste Freude, gute Patrioten zu sehen, die ihnen die Mühe des Niederhauens ersparten. Das junge Fräulein von So in- breuil rettete das Leben ihres Vaters dadurch, daß sie ein Glas Ari- stokratenblut trank. In der Abtei erschien in seiner Amtstracht als Mit- glied des Bürgerraths Billa rrd-Va renn es, dankte den Mödern für die dem Vaterlande gebrachte Rettung, forderte von einem Haufen Ge- mordeter herab zur Fortsetzung des großen Weckes auf und versprach jedem der Mörder 24 Francs. In ähnlicher Weise wurde in den übrigen Gefängnissen, im Hotel de la Force, bei den Bernhardinern, in der Salpetriere, im Chatelet, im Palast der Justiz und in Bicetre verfahren. Im Gefängnisse de la Force lautete der Todesspruch: „Bringt den Gefangenen nach der Abtei!" In diesem Gefängnisse befand sich die schöne und liebenswürdige Prin- zessin Lamballe, welche aus Liebe zur Königin mit der königlichen Familie die Gefangenschaft im Tempel getheilt hatte, aber nach kurzer Zeit nach la Force abgeführt worden war. Jetzt gebot Hebert der Prin- zessin, dem Königthum ewigen Haß zu schwören; als sie sich daß zu thun weigerte, wurde sie mit Säbeln und Piken niedergemacht. Ihr Kopf wurde auf einer Pike durch die Straßen getragen, und ihr nackter Kör- per, schrecklich verstümmelt, hinterher gezogen. Als man den Kopf zu dem Herzog von Orleans, dem Schwager der Prinzessin, brachte, wandte dieser, ohne mit der Mahlzeit inne zu halten, gleichgültig das Arige auf ihn. Der schaudervolle Zug ging dann unter die Fenster des alten Her- zogs Penrhievre, des Schwiegervaters der Ermordeten, und endlich nach dem Tempel, wo der Pöbel mit dem Kopf in den Hof gelassen wurde, während Commissarien des Bürgerruths die königliche Familie nöthigten, ans Fenster zu treten. Bei dem Schreckensworte, daß der
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