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1. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 683

1858 - Weimar : Böhlau
«83 Kopf ihrer Freundin ans Fenster gehalten werde, stürzte Antoinette ohn- mächtig zu Boden. Die Commissarien hatten Mühe gehabt, den Pöbel durch Nachgiebigkeit soweit zu begütigen, daß er mit der königlichen Fa- milie nicht wie mit den übrigen Gefangenen verfuhr. Im Hospital zu Bicetre stellten die Mörder, vom Schlachten er- müdet, die Verhafteten massenweise im Hofe auf und schmetterten sie mit Kartätschen nieder. Die Zahl der Schlachtopfer in Paris wird auf mindestens 6000 angegeben. Aber nicht zufrieden mit diesen Schlachtopfern, erließ der Bürgerrath eine Aufforderung an alle Communen Frankreichs, seinem Beispiele zu folgen, und in Rheims, in Meaux, in Lyon sowie in allen Communen, in denen die Jakobiner herrschten, wurden die Verhaf- teten ermordet. In Paris dauerte das Morden fünf Tage lang, vom 2. bis zum 7. September. Die Nationalversammlung, vom Schrecken gelähmt, wagte nicht einzuschreiten. Am 3. September, als das Blut in Strömen floß, berathschlagte sie über die Einführung einer Scheide- münze. Als endlich eine Deputation derselben um Einhalt des Blut- vergießens bat, rief einer der Mörder: „bleibt ihr bei eurer Arbeit und laßt uns die unsrige." Alle Gewalt war in den Händen des Bürgerraths. Die Commis- sarien desselben reisten zu den Armeen und ertheilten den Generalen Be- fehle; ein von ihm bestellter Aufsichtsausschuß ertheilte mehreren Per- sonen Vollmacht, alle Verdächtigen zu verhaften, und diese Personen hatten ihre Vollmacht wieder auf andere übertragen. In jeder Stunde der Nacht brachen die Trabanten Robespierre's, Danton's und Marat's in die Häuser und schleppten die Bewohner in die Gefängnisse, ohne den mindesten Grund anzugeben. Die Nationalversammlung war der Kraft des Jakobinismus nicht mehr gewachsen. Aber noch besaßen die Giron- disten das Uebergewicht des äußeren Ansehens. Während der Septem- bermorde fanden die Wahlen zum Nationalconvente statt, und in den Wahlversammlungen der Provinzen wurden fast alle Girondisten wieder gewählt. Denn die zweite Nationalversammlung hatte ihren Mitgliedern die Wiedererwählung gestattet. In Paris spielte bei den Wahlen der schlechteste, ganz von den Jakobinern geleitete Pöbel die Hauptrolle. Robespierre wurde zuerst gewählt, und dieser empfahl wieder meh- rere der Septembermörder, besonders den abscheulichen Marat. Auch als erwählter Gesetzgeber fuhr dieser fort, in seinen Volkßblättern Mord, Raub und Brand gegen die Aristokraten zu predigen. Er wies bestän- dig auf die Ernennung Robespierre's zum Dictator mit unumschränkter Gewalt als auf das einzige Mittel hin, wahre Freiheit und Gleichheit durch Vertilgung aller ihrer Feinde zu stiften. Der Herzog von Orleans mußte seine Wahl zum Conventsgliede durch Annahme des Namens Egalite erkaufen. An Zahl waren Girondisten und Jakobiner im Convente sich ohngefähr gleich. Die Girondisten, welche Ordnung, Freiheit und Herrschaft der Gesetze begründen trociten, hatten die Über- legenheit der Talente und die Mehrheit des besseren Theils der Nation, die Jakobiner die Verwegenheit des Verbrechens und die Fäuste des pariser Pöbels auf ihrer Seite. Am 21. September 1792 schloß die gesetzgebende Versammlung ihre Sitzungen und holte den im Schlosse der Tuilerien bereits versammelten Convent nach ihrem Ver- Die Wahlen -um Convent u. Eröffnung deffelbcn.
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