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1. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 709

1858 - Weimar : Böhlau
I 709 die Bibliothek zu verbrennen, weit doch die Geschichte der ganzen Welt nichts aufzuweisen habe, was mit der französischen Revolution verglichen werden könne. Ein Decret befahl die Oeffnung und Zerstörung der Kö- nigsgräber in der Abtei St. Denys; die Leichname der Könige wurden aus ihren Grüften geriffen und in große Gruben geworfen. Die religio« sen und sittlichen Elemente des Lebens waren vernichtet und nur die rein bürgerlichen sollten noch gelten; aber auch diese hatten ohne jene keinen Halt mehr. Der folgerechten Gleichheitslehre mußte daß Eigen- thum ebenso wie Adel und Königthum als eine naturwidrige Rechtsver- letzung erscheinen. In diesem Sinne hieß es; „Wir wollen keinen Han- del mehr! Handel erzeugt Wohlstand; Wohlstand erzeugt Verderbniß der Sitten und dieses den Verfall der Republiken." Das Aergerniß, welches die Verruchtheit und Himmelsstürmerei der Sturz^Dan- Cordeliers oder der Anhänger Danton's hervorriefen, gab dem tücki- ncr Anhänger, schen Robespierre einen erwünschten Vorwand, sich auch Dieser Men- schen und ihres Hauptes zu entledigen. In Danton, welcher die Ma- schinerie des Blutregiments in Gang gebracht hatte, war das Gefühl der Menschlichkeit erwacht und der Wunsch rege geworden, dem Mord- messer Einhalt zu thun. Er hatte seine Kraft durch schwelgerischen Ge- brauch der Millionen erschöpft, welche ihm als Minister und als Armee- kommissär zugeflossen waren. Er war aus dem Wohlfahrs - Ausschuß verdrängt worden und hatte dann auch durch einen mehrmonatlichen ländlichen Aufenthalt seine Macht über den Convent und die pariser Commune verloren. Endlich erhob er seine Stimme gegen die Ueber- spannung der revolutionären Springfedern und gegen die knechtische Hin- gabe aller Gewall in die Hände des Wohlsahrts - Ausschusses. Auch Danton's Freund Camille Desmoulins war durch seine Heirath mit einer schönen und rei -Yen Frau milde gestimmt und durch die täglichen im Namen der Freiheit verübten Schändlichkeiten zur Besinnung ge- bracht worden. In seiner Zeitschrift „der alte Cordelier" bekämpfte er die Tyrannei und das Schreckenssystem, sprach von einer menschlichen Benutzung der Revolution und empfahl einige Mäßigung. Der Unwille von Robeßpierre war zunächst gegen die von Hebert, Chaumette und Anacharsis Cloots geführte Bande rasender Gleichmacher, Kirchenstürmer und Vernunftanbeter gerichtet, deren wildes Treiben ihm vornehmlich darum mißfiel, weil sie die pariser Commune beherrschten und die Macht dieser den Wohlfahrts-Ausschuß verdunkeln- den Commune ihm Eifersucht einflößte. Es kränkte den mit tugendhaf- ten Gesinnungen prunkenden Dictator, daß diese schlechten Gesellen es sich einfallen ließen, seine auf den Pöbel gegründete Herrschaft theilen zu wollen. In dem Jakobinerklub erklärte sich Robespierre für einen Gegner des Atheismus, den ec eine aristokratische Sache nannte. Seine heimtückische Heuchelei hatte den gewünschten Erfolg. Alle Freunde der Ordnung schlossen sich an ihn an, weil sie die Blasphemien, Schwelge- reien und Gaunereien der Dantonisten für ein größeres Uebel hielten, als die Tyrannei des Wohlfahrts-Ausschusses. Nun wurden Gerüchte von einer angeblichen Verschwörung in Umlauf gebracht, daß die Cor- delierß Geld vom Auslande erhalten hätten, und zur Herstellung des Despotismus damit umgingen, den Convent und alle eifrigen Vertheidiger
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